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Blog-Battle #23: Symboliken

Eigentlich ein ganz klares, eindeutiges Thema - aber nur, bis man darüber etwas länger nachdenkt oder sogar noch etwas dazu schreiben soll. Dann wird Symboliken zum Symbol für die geistige Leere (nein, die 39 Grad im Schatten führe ich jetzt nicht als Ausrede an). Zu Symbol hätte ich ja schon die eine oder andere Idee, aber Symboliken?

Wegen akuter geister Einfallslosigkeit habe ich also gerade eben beschlossen, diese Woche auszusetzen.

Nein, das kann ich nicht machen. Bisher habe ich mich noch nie um ein Battle-Thema gedrückt, sondern statt einem sinnvollen Battle-Beitrag lieber irgendwelchen Unsinn geschrieben. Wenigstens das muss ich dieses Mal auch versuchen, das bin ich meiner Battle-Ehre (wenn es so etwas gibt) schuldig.

Real life

Tatsächlich hat sich sogar genau diese Woche eine symbolische Geschichte in meinem Job zugetragen: Mein Team pflegt - wie aus dem einen oder anderen Post vielleicht bereits bekannt ist - eine Web-Applikation. Keine öffentliche, sondern nur für einen begrenzten Nutzerkreis innerhalb des Konzerns unseres Hauptkunden. Wir pflegen die Applikation nicht nur, sondern entwickeln sie auch weiter, modernisieren, bauen neue Funktionen ein oder alte um. Manchmal haben wir sogar Zeit für kosmetische Änderungen und eben eine solche wurde diese Woche im Rahmen einer größeren Änderung durchgeführt.

In der Liste, mit der die meiste Zeit gearbeitet wird, wurde aus edit1.png einfach nur edit2.png. Der Gedanke dahinter war ganz einfach und logisch: Die meisten unserer Nutzer haben keine Widescreens und freuen sich über jedes eingesparte Pixel Tabellenbreite - und ein Siftsymbol für die Funktion "Bearbeiten" ist doch auch offensichtlich, zumal es seit Jahren an der gleichen Stelle zu finden ist. Nur das englische Wort "edit" war weg.

Keine zwei Stunden später rief mich der für uns zuständige Projektleiter vom Kunden an - etwas, das eher selten vorkommt, denn zumeist kommunizieren wir elektronisch. "They can't edit anymore!" - ähh, ja? Nein, es war kein Bug, die "Bearbeiten"-Funktion machte immer noch das was sie sollte, lediglich das Wort "edit" fehlte. Ich erklärte ihm die Änderung, er probierte es selbst, aber trotzdem: "Do you want me to add the word edit again?" - "Yes, please!".

Die Erkenntnis: Gehe niemals davon aus, das ein Symbol selbsterklärend ist, vor allem nicht, wenn es gegen bestehende Gewohnheiten ankämpfen muss. Diverse andere - nicht so häufig benutzte - Funktionen haben übrigens nur ein Symbol ohne Text, aber das stört niemanden...

Erziehung

Tatsächlich haben wir Menschen unser Leben auf die mehr oder weniger symbolische Darstellung reduziert. Offensichtlich ist das in Asien, wo - Ichigo, bitte korrigiere mich - grob gesagt jedem Wort ein Zeichen zugeordnet ist. Europa hat dagegen nur 26 ziemliche Abstrakte Kunstwerke definiert und weil Länder nunmal immer mehr oder weniger eingebildet sind, haben die meisten noch eigene Жяêätɨôñéп dazu genommen. Diese 26 allgemeinen und individuell besonderen lassen sich flexibel kombinieren, um alle möglichen Kombinationen zu formen (genau das was ich gerade mache).

Jede diese Kombinationen wird als Wort bezeichnet und hat eine individuelle Bedeutung - manchmal auch mehrere. Nur weil sich unsere Vorfahren einst auf einen gewissen Standard geeinigt haben, könnt Ihr aus diesen komischen Konstrukten jetzt etwas zusammensetzen, das sich gerne als zusammenhängender Text bezeichnen würde.

Wie sehr wir unser natürliches, intuivites Gehirn aber verbiegen müssen, um diesen gemeinsamen Standard zu erlernen, hat mir erst Zoes Kindergartenzeit gezeigt. Sie wollte unbedingt schon schreiben lernen und hat sich auch ziemlich gut dabei angestellt (wie eigentlich immer, wenn sie etwas aus eigenem Antrieb heraus lernen möchte). Bald konnte sie ihren Namen schreiben und auch bis zum kompletten Alphabet und den Zahlen von 0 bis 9 dauerte es nicht lange - mit einer kleinen Einschränkung: Sie konnte zwar alle Buchstaben und Zahlen schreiben, aber wie selbstverständlich waren diese immer mal wieder spiegelverkehrt.

Sie hat gar nicht darüber nachgedacht oder die Buchstaben mit Absicht umgedreht - für sie gab es einfach keinen Unterschied zwischen einem R, einem я. Sie konnte auch kopfüber genau so gut lesen wie "richtig herum". Natürlich geht unsere abendländische Kultur unter, wenn solche Dinge nicht konsequent ausgeschliffen werden und mittlerweile schreibt sie alle Buchstaben (fast) immer richtig herum, aber dadurch wurde mir klar, wie sehr wir unser Gehirn verbiegen, um einem willkürlichen Symbolstandard gerecht zu werden.

Die anderen Teilnehmer, die im Gegensatz zu mir vermutlich alle das Wort der Woche tatsächlich in ihren Posts verarbeitet haben: icon_cat.png (hat den Post verpennt) jp.png icon_sheep.png beach-ball-2.png Li Lau black-witch-16.png black-darth-vader-16.png

 

4 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Wie geil ist das denn? Witzige Idee, die Teilnehmer zu versymbolisieren ... Das mit dem geänderten Symbol kenne ich von unseren Firmen-Software ebenfalls genau so, nur dass ich (Achtung: Eigenlob) als aufmerksamer Anwender so etwas zu finden vermag. Der 3. Teil ist ebenfalls klar, denn im Grunde können wir die Sätze auch lesen, während viele Buchstaben durch ähnliche Symbole ersetzt werden ... Genug Beispiele dafür liefert ja Fratzenbuch. Solider Beitrag, dem der übliche Pfiff fehlte: 2

  2. kurzweiliger Beitrag trotz allem 2

  3. Es ist dann ja doch noch symbolischer geworden als ich befürchtet hatte und das edit-Problem verdeutlicht wirklich mal wieder sehr schön wie sehr wir uns an festgefahrene Muster klammern. Ich gebe dir eine 2.

  4. Um auf die Frage, die an Ichigo gerichtet war, zu antworten:
    Das Chinesische hat eine Bildsprache, wo nahezu jedes Zeichen ein Wort darstellt (Ausnahmen bestätigen die Regel). Aber es gibt 214 Grundzeichen, aus denen alle anderen Zeichen gebildet sind.
    Das Japanische ist eine Silbenschrift, wo es halt Zeichen für z.B. ka ke ki ko ku usw usf gibt. (aus dem Chinesischen wurden auch noch ein paar Symbole entlehnt), aber sonst gibts die Silbenschriften, wie Hiragana und Katagana, die etwas über 50 Zeichen haben.

    Angaben wie immer ohne Gewehr *peng peng*

    Aso zur Note: das Symbol: 2

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