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Deutscher geht's nicht: Die Gesundheitskarte

Drei Dinge sind typisch Deutsch: Über alles meckern, Bürokratie und funktionierende Dinge durch kompliziertere zu ersetzen. An SEPA sieht man, wie Deutsch die EU schon geworden ist. National ist unser Gesundheitssystem traditionell Vorreiter in Sachen Bürokratie und Umständlichkeit. 

pixabay_sick-card-491712_1280.jpgEine Krankenkassenkarte war lange Zeit selbstverständlich. (Fast) jeder hatte eine, aber die kleinen Plastikbegleiter hatten einen unschönen Nebeneffekt, der erst nach Jahren bekannt wurde: Sie machen krank! Schließlich hat alleine das Wort Krankenkassenkarte ein derart schlechtes Karma, dass man gar nicht gesund dabei bleiben konnte. Außerdem diskriminiert es alle, die einen Arzt zu Vorsorgeuntersuchungen aufsuchten - sie wurden automatisch als Kranke diffamiert.

Die Lösung - wir kennen sie alle - ist die Gesundheitskarte. Sie hebt das schlechte Karma auf: Man hat sie wahlweise weil man gesund ist oder gesund werden soll. Das jetzt Kranke automatisch ihre Erkrankung bagatellisieren, wenn sie mit einer Gesundheitskarte herumlaufen, wird vermutlich mit der nächsten Reform des Gesundheitswesens behoben. Dann wird es bestimmt eine Gesundheits- und eine Krankheitskarte geben, aber ich schweife ab.

Bea war beim Arzt. Das kommt durchaus öfters vor, wenn auch glücklicherweise mittlerweile selten ungeplant. Der Facharzt für mündliche Nahrungsmittelaufnahmehilfen - in Fachkreisen Zahnarzt genannt - akzeptierte ungeachtet des philosophischen Dilemmas ihre Karte. So weit, so gut und gar nicht bloggenswert. Allerdings war er kurz darauf am Ende und zwar seiner Fähigkeiten.

Ein paar von Bea's Beißerchen brauchen anscheinend einen ausgebildeten Zahnmetzger und besagter Kieferchirurg (warum spezialisiert sich ein Arzt eigentlich nur auf eine Baumart, warum gibt es keinen Eichenchirurg oder Fichtenchirurg und warum fummelt ein Baumdoktor eigentlich an Menschen rum?) mochte das heilige Versicherungsplastik nicht.

Bea's Zähne hat er trotzdem begutachtet und wer bis jetzt noch keine Vorstellung davon hat, welches unfreundliche Date sie demnächst mit besagtem Baumheiler haben wird, der sei beglückwünscht. Glaube mir, Du willst gar keine weiteren Details wissen, wenn Du sie nicht schon kennst.

Bea's Krankenkasse hat eine freundliche Hotline. Eigentlich, so meinte besage Hotline, hätte die Karte akzeptiert werden müssen, aber nur, wenn sie mit einem Buchstaben beginnt. Natürlich die Versichertennummer, nicht die Karte. Wenn allerdings die Versicherungsnummer nicht drauf steht, sondern nur die Versichertennummer, dann ist sie alt und ungültig. Ein Foto muss sie tragen, die Karte, allerdings erst ab 16 Jahren und die hat Bea noch nicht erreicht. Wenn sie aber nach dem 15. Geburtstag ausgestellt wurde, dann braucht sie kein Foto. Ist sie aber nach dem 15. Geburtstag mit Fotos ausgestellt worden, gilt sie auch.

Alle Klarheiten beseitigt? (Sollte irgendwas davon falsch sein, bitte ich im Namen der Knoten in meinem Kopf um Verzeihung.)

Wir haben das Problem jetzt umgangen und eine neue Karte bestellt. Das geht online. Dann kommt per Post irgend ein Code, den kann man eingeben und dann online ein Foto hochladen und mal schauen was dann noch notwendig ist, um tatsächlich die neue Karte zu bekommen. Wie schön, dass mit der Gesundheitskarte jetzt alles so unkompliziert geworden ist.

 

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