Leseprobe 171 Wörter

Tag 2 danach

Beas Schäfchenherde, eine Gruppe Kuschelschafe, ist mit ihr ausgezogen, nur eines sitzt einsam auf unserem Sofa und wartet auf ihre Rückkehr. Ganz allein sitzt es da und erinnert uns immer wieder an sie, schaut uns fragend an: Wo ist meine Bea geblieben, was habt ihr mit ihr gemacht?

Heute passiert es auch das erste Mal: Jemand fragt uns nach Bea, so ganz unbeabsichtigt und wir verlieren nicht gleich die Fassung, auch wenn die Stimmung schlagartig leidet. Ein erster Erfolg?

Aus der Wohngruppe kommt die Rückmeldung, dass Bea einen gesunden Appetit hat - bei ihr eines der sichersten Zeichen, dass sie sich in der Gruppe wohlfühlt, denn sonst isst sie kaum mit "Fremden" zusammen. Selbst wenn wir Besuch hatten, hat Bea fast immer erst dann angefangen zu essen, wenn alle anderen fertig waren.

Ihr scheint es gut zu gehen, aber bei uns mischen sich weiterhin Schuld, Verlust, Traurigkeit und allerlei weitere einschlägige Gefühle und nicht wenige Tränen fließen. Das anklagende Schäfchen hat Recht: Wir haben sie weggegeben, sie entsorgt.