Seitenanfang

Regeln für rituelle Rätsel

Dieser Post wurde aus meiner alten WordPress-Installation importiert. Sollte es Darstellungsprobleme, falsche Links oder fehlende Bilder geben, bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen. Danke.


Eigentlich ist Kerstin's Blogparade schon zu Ende, da schiebt sie heimlich, schnell und leise noch eine Aufgabe nach. Die drei R's entstammen Vorschlägen aus der eigentlich letzten Aufgabe der Blogparade.

Rituale

Jeder Mensch sucht nach einem persönlichen kleine Stückchen Sicherheit. Das kann ein geliebter Partner, ein Job oder die finanzielle Reserve sein und wenn einem nichts davon wichtig ist, reicht manchmal schon das Wissen, was als nächstes passieren wird.

Rituale geben Bea Halt, sie sind extrem wichtig für sie und dürfen unter keinen Umständen unterbrochen oder geändert werden. Ich bezweifle, dass irgend jemand - uns eingeschlossen - die Bedeutung erfassen kann, die bekannte Abläufe für sie haben, aber wir können es zumindest versuchen.

Stell Dir einmal vor, Du wachst auf und hast einen Blackout: Du weißt nicht, wie Du hier hin gekommen bist, was Du hier machst und wer die Leute um Dich herum sind. Ein Moment der absoluten Orientierungslosigkeit, dann erkennst Du die Personen, den Raum, siehst was vor Dir auf dem Tisch liegt und was Du in den Händen hälst - und kannst daraus vielleicht erraten, was Du vor dem Blackout gemacht hast - oder auch nicht, denn die letzten Minuten vor dem Blackout sind vollkommen ausgelöscht, keine Chance sich daran zu erinnern. Jetzt stell Dir einfach vor, diese Blackouts kommen regelmäßig, mit etwas Glück alle paar Stunden aber meist alle paar Minuten oder zumindest ein paar Mal pro Stunde.

So in etwa dürfte Bea's Welt aussehen, ständig plötzlich irgendwo aufwachen ohne den Bezug zur kürzeren Vergangenheit. Steht vor mir ein Teller mit Essen und halte ich in der Hand eine Gabel, dann bin ich wohl gerade beim Essen gewesen. Ich möchte etwas trinken, aber habe ich vielleicht gerade eben noch getrunken bevor der Blackout kam? Wir können nur erahnen wie es in ihrem Kopf aussieht und sie hat gelernt, sich nach einem Anfall blitzschnell binnen weniger Sekunden wieder zu orientieren, aber es ist eindeutig dass ihr jedes Mal Zeit und Erinnerung fehlt.

Jetzt wird vielleicht deutlich, warum ihre Rituale so außerordentlich wichtig für sie sind, denn sie geben Sicherheit. Es ist Morgens, ich stehe vor der Haustür und warte, also kommt gleich der Schulbus. Hat ein Ritual einmal Einzug gehalten ist es fast unmöglich wieder loszuwerden, so nervig es (für uns) auch ist oder einem Außenstehenden komisch vorkommen mag.

Eine Zeit lang gab es immer den gleichen Ablauf, wenn wir (abgesehen von der Schule) irgendwo hingehen wollten und uns fertig gemacht haben: Egal ob Bea als erste oder als letzte Jacke und Schuhe angezogen bekommen hat, sobald klar war dass es gleich losgeht, begann sie mit einem Schrei- und Zickenanfall ohne eine Chance sie zu beruhigen. Alles war spontan vorbei sobald Alle fertig angezogen waren und die Haustür auf ging. Anscheinend gehörte diese Protestphase für sie dazu, denn nur dadurch durfte sie raus gehen - aus unserer Sicht natürlich Unsinn, aber in ihrer Welt durchaus logisch.

Ähnlich verhält es sich mit dem Wickeln: Tagsüber dürfen Mama oder Papa nach belieben Windeln wechseln, aber Morgens und Abends gibt es feste Personen, die diese Aufgaben haben. Eine Abweichung, ein Rollentausch? Unmöglich.

Zoe entwickelt sich viel zu schnell, um derartige Rituale zu zeigen, einzig ihre Milchflasche zum ins-Bett-gehen ist absolute Notwendigkeit - aber ist das schon ein Ritual?

Regeln

Antiautoritär, streng, gibt es die perfekte Form der Erziehung? Ich denke nicht.

Kinder sollten verstehen, warum sie etwas nicht dürfen und für alle sollten die gleichen Regeln gelten, aber manchmal ist beides einfach unmöglich.

Bea

Bea hat ihre eigenen Regeln, im doppelten Sinne. Einerseits kann sie sich an viele "übliche" Regeln nicht halten und braucht deswegen die eine oder andere Extrawurst, auf der anderen Seite ist es schwer, ihr Regeln vorzugeben und diese durchzusetzen.

Jedes Kind in ihrer Klasse hat seine den jeweiligen Krankheiten und Problemen angepassten Regeln, so darf Bea durch ihr Untergewicht eigentlich immer naschen und fängt öfters auch erst an zu essen wenn alle anderen fertig sind. Sie darf das - weil es nicht anders geht. Zwei ihrer Mitschülerinnen bekommen nur ausnahmsweise mal etwas zu naschen weil sie genau das gegenteilige Problem von Bea's Untergewicht haben.

Auf der anderen Seite muss man Bea viele Dinge immer und immer wieder sagen. Klar, normal, ist bei anderen Kindern auch so, aber diese lernen es irgendwann und die Wirkung hält normalerweise länger als 30 Sekunden vor. Bea befolgt die Anweisungen häufig, aber eben nur (sehr) kurz, maximal bis zum nächsten Anfall, da braucht es viel Geduld um immer und immer wieder die gleichen Sachen zu wiederholen.

Bestes Beispiel: Gegessen wird mit Gabel oder Löffel, die freie Hand ist kein Besteckersatz. Selbst wenn beide Hände mit Besteck "belegt" sind, macht sie gerne eine Hand frei um nachzuhelfen. Abgewöhnen werden wir ihr es wohl nicht mehr können, aber wenigstens hält sie sich ein paar Sekunden dran, wenn man sie ermahnt.

Allerdings funktionieren einige Sachen auch nach der ersten Ermahnung, genau wie bei Zoe.

Zoe

Welche Regeln gelten für eine normale Dreijährige? Gar keine, denn ihr gehört die Welt.

Ganz so ist es nicht, auch Zoe muss sich an Regeln halten, aber wir versuchen ihr diese möglichst immer zu begründen und Vieles akzeptiert sie auch.

Schwierig wird es naturgemäß wenn Mama und Papa unterschiedliche Dinge sagen: Einer sagt ja, der andere nein - ja was gilt denn nun? Glücklicherweise kommt das nicht all zu häufig vor.

Sie akzeptiert sogar problemlos, dass Bea Sachen machen darf die sie selbst nicht darf und umgekehrt, allen voran "bitte" und "danke".

Wenn Zoe etwas nicht machen möchte, schlägt sie einen Kompromiss vor: Ich möchte das nicht aber Du sollst auch nicht uneingeschränkt gewinnen. Meist sind ihre Vorschläge sogar durchaus brauchbar und wenn Mama oder Papa sich mal durchsetzen müssen, fällt es nicht ganz leicht diese abzulehnen.

Vor ein paar Wochen waren wir zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit mit ihr im Restaurant und sie saß keine fünf Minuten still. Klar, zu Hause stand sie auch immer gleich auf wenn sie fertig war oder keine Lust zum Essen hatte. Danach haben wir eingeführt, dass sie auch - wie alle anderen - am Tisch sitzen bleibt, bis alle fertig sind, sonst gibt es keinen Nachtisch für sie. Allerdings hat sie es noch nie darauf ankommen lassen, auch wenn es ihr schwer fällt, häufig kommt dann ein "oder hinknien" was wir nicht ablehnen können, denn sie sitzt auf einem normalen Stuhl und kommt im knien einfach besser an Tisch, Teller und Essen.

Eigentlich hört es sich ziemlich schwierig an, zwei Kinder so unterschiedlich zu erziehen, aber Bea ist bereits jetzt so weit hinter Zoe zurück, dass sie ihre große Schwester gar nicht als "normales Kind" ansieht. Bea ist etwas Besonderes und Zoe akzeptiert das glücklicherweise.

Rätsel

Oh, das ist schwierig, kein Alltagsbericht, kein einfach-runterschreiben, sondern ein Rätsel hat Kerstin gefordert. Ich könnte an dieser Stelle Bea einkleben, denn sie ist ein einziges medizinisches Rätsel: Die Hälfte der Symptome einer Krankheit passen, die andere Hälfte sprechen ganz klar dagegen - und das bei so ziemlich jeder halbwegs in Frage kommenden Krankheit.Aber zurück zum Thema: Kerstin hat Rätsel, Regeln und Rituale vorgegeben, also folgt hier noch ein Rätsel: