Seitenanfang

Herzklopfen bei 200 km/h - Teil 2

Dieser Post wurde aus meiner alten WordPress-Installation importiert. Sollte es Darstellungsprobleme, falsche Links oder fehlende Bilder geben, bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen. Danke.


Und hier die Fortsetzung des gestern wegen akuter Müdigkeit abgebrochenen Tagesberichts...

Nach einer kurzen Pause am Boden ging es wieder auf zu einem kurzen Rundflug Richtung Ostsee. Eine halbe Stunde Strand und Meer - natürlich immer nahe genug am Ufer, um im Notfall dorthin zurück segeln zu können. Wir konnten die ganze Bucht überblicken - Sichtweite also jenseits der 50 km -  nur Richtung Meer lag eine hellgraue Wand vor uns. Tiefe, aber immer noch über uns hängende Wolken und darunter ein Schleier der vermutlich aus fallendem Schnee bestand, glücklicherweise aber nicht näher kam. Julia - Passagier bei diesem Rundflug - hat fleißig Foto- und Videomaterial gesammelt und will daraus etwas Schönes zusammenstellen, der Link folgt sobald es online ist.

Den Anflug auf Lübeck nach dem Rundflug habe ich dann leider vollkommen verhauen, kurz vor der Schwelle hatten wir noch fast 1000 ft. Höhe, trotz bereits 20° Landeklappen. Klar, ich hätte noch 30° Klappen setzen und uns runterslippen können, bei 1,2km Landebahn nicht unbedingt ein Problem, aber dennoch habe ich mich lieber zum Durchstarten entschieden. Es folgte eine Platzrunde, diesmal mit einem sauberen Anflug und die vernünftige Landung zum Schluss bestätigte die Entscheidung zum Durchstarten.

Den Rest des Tages haben wir in Lübeck verbracht und neben einem leckeren und sehr kinderfreundlichem Restaurant auch eine Eislaufbahn auf einem Marktplatz in der Innenstadt entdeckt. Dort vergnügten sich Menschen und auch Touristen aus südlicheren Gefilden, die vermutlich Urlaub im - für ihre Verhältnisse tropisch heißen - Norddeutschland machen.

Für einen Kurzbesuch ist der Lübecker Flughafen wirklich perfekt geeignet: Ausstattung eines - zugegeben sehr kleinen - Verkehrsflughafens, für Kleinflugzeuge eine komfortabel lange Landebahn, aber fast kein Linien-Flugverkehr auf den wir warten müssten. Die Landegebühren liegen knapp über der Hälfte von Hannover - rund 8 Euro für eine 172er. Der Unterschied zu vielen anderen Flughäfen liegt aber in seiner Anbindung: Alle 20 Minuten fahren Busse einen in nur 10 bis 15 Minuten direkt in die Innenstadt (und zurück), viele andere Plätze liegen mitten im Nirgendwo.

Da meine Nachtflugberechtigung noch nicht vollständig ist, mussten wir zwangsweise bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang zurück in Hannover sein, gestern war das 17:42 Ortszeit. Spätestens um 16:00 wollten wir im Flieger sitzen und haben das auch locker geschafft. Nach dem Abarbeiten der Checklisten und der Landung eines kleinen Spornradflugzeugs war auch der Motor warm genug, um zu starten.

Wieder ließen wie FEW-Wölkchen über dem Startplatz schnell hinter uns und flogen die gleiche Strecke zurück, auf der wir morgens gekommen waren. Diesmal war die Sonne allerdings kurz vor dem Untergehen und tauchte den Himmel in ein wunderschönes Abendrot.

Dieses Mal wechselten wir bereits kurz hinter Fassberg zurück zu Hannover Turm und fragten an, ob ein simulierter ILS-Anflug möglich sei. Wie kaum anders zu erwarten, genehmigte Hannover den Übungsanflug und schickte uns weiter zu Bremen Radar, die ebenfalls Zeit genug hatten. Etwa zwischen Schwelle 09L und Nienburg-VOR stand dann eine undurchsichtige weiße Wand, vielleicht war es Nebel oder dichter, örtlich begrenzter Schneefall, keine Ahnung, auf jeden Fall wollte ich unter keinen Umständen dort hinein.

Genau genommen habe ich mit der Entscheidung zum Umkehren einen Moment zu lange gewartet und musste die Kurve dann als halbe Steilkurve mit rund 20° Querlage fliegen. Kein Problem, denn schließlich werden Steilkurven mit 45° in der Ausbildung geübt und gehören zum Prüfungsstoff, für diesen Flug waren sie aber eigentlich nicht eingeplant. Bremen Radar war über den abgebrochenen Anflug nicht böse gab uns zurück zum Hannover-Turm. Ich fragte einen Anflug über November ein, habe dann aber das Angebot, den Platz direkt anzufliegen, dankend angenommen. Anscheinend war wirklich wenig los, denn kurz darauf kam bereits die Landeerlaubnis für 09-links.

Neben der Nebelwand ging es Richtung Platz, die Geschwindigkeit musste für den Einsatz der Landeklappen reduziert und gleichzeitig noch Höhe abgebaut werden, der simulierte ILS-Anflug sollte in 2000 ft. beginnen und dort waren wir immer noch, wenn auch jetzt ziemlich nah am Platz. Wie nahe wir tatsächlich waren, wurde mir erst klar als wir schon fast über der Bahn waren - und zwar im 90°  Winkel zur Landerichtung. Also wieder eine Umkehrkurve, zurück Richtung Gegenanflug, denn auch hier macht eine erzwungene Landung aus zu großer Höhe definitiv keinen Sinn, Landeerlaubnis hin oder her. Es herrschte quasi-Windstille (1 Knoten Wind ohne erkennbare Richtung), vermutlich war das auch der Grund für die Nienburg-Wand, und so konnten wir dann in den Gegenanflug zur 27-rechts und doch noch sauber landen.

Insgesamt war es ein lehrreicher Tag und auch wenn heute in ganz Norddeutschland bestes CAVOK-Wetter herrschte bereue ich nicht, gestern geflogen zu sein. VFR ist zwar "Schönwetterfliegerei", aber die Phasen schlechteren VFR-Wetters und die IMC-Wand bei Nienburg haben den Flug ein bisschen interessanter gemacht. In der Rekapitulation der gesamten Flugzeit gibt es zwar Kleinigkeiten die ich anders machen würde, aber insgesamt nichts was ich bereue.

[gallery link="file"]

 

1 Kommentar. Schreib was dazu

  1. Donnerwetter! Tolle Schneebilder. Der Eislauf-Lern-Pinguin ist ja niedlich.
    Liebe Grüße, Andrea

Schreib was dazu

Die folgenden HTML-Tags sind erlaubt:<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>