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Kindertelefonie und sturmfreie Bude

Zoe telefoniert schon selbst, wenn es um ihre Verabredungen geht. Telefonieren stellt für Kinder eine besondere Herausforderung dar, weil der Gesprächspartner unsichtbar ist. Telefonieren darf sie schon, aber die Liste der Telefonnummern ihrer Kindergartenfreund halten wir sicherheitshalber unter Verschluss. So weit unter Verschluss, dass sie nicht in gedruckter Version existiert, sondern nur als PDF.

08.04.2013_006Nach einigen Verwirrungen und Mehrfachverabredungen hatte Zoe sich schließlich entschieden, mit wem sie spielen wollte - und rief an:

Hallo, hier ist Zoe

Hallo, hier ist H.

Ich wollte fragen, ob ich mit Dir spielen kann...

Bist Du E.?

Nein, hier ist Zoe.

Ach Zoeeeee!!!

Ich wollte fragen, ob ich mit Dir spielen kann.

Ja, kannst Du!

Zoe grinst ins Telefon, auf der anderen Seite siehts vermutlich nicht anders aus, denn es ist nur Stille in der Leitung...

Ich möchte gerne bei Dir spielen.

Ja... ich hole mal Mama. MAAAAAAMMAAAAAA (Vermutlich mit noch mehr A's, so genau konnte ich das nicht raushören.)

Ein Moment später...

Hallo, Zoe?

Hallo, hier ist Zoe. Ich möchte mit H. spielen.

Möchtest Du zu uns kommen?

Ja. (Hier setzt die Einsilbigkeit ein, weil das Gespräch einen von Zoe nicht vorgeplanten Verlauf nimmt.)

Lässt Du Dich von Mama oder Papa herbringen?

Ja.

Dann bis gleich.

Bis gleich.

Kaum zu glauben, aber es hat tatsächlich noch geklappt. Als wir sie später abholen wollten, kam die Frage: "Papa, darf ich bei H. schlafen?"

Die letzten zwei Fremdübernachtungen hatten geklappt, also warum nicht? Mama bekam noch (sehr!) genaue Anweisungen, was sie für ein Kuscheltier, Nachthemd und Klamotten für den nächsten Tag einpacken sollte.

Screenshot_2014-02-21-22-25-43.pngNach dem Essen entstand bei meiner Frau ein folgenschweres Verlangen auf Eis. Normalerweise hätten wir es ignoriert oder einen der Supermärkte mit mitarbeiterunfreundlichen Öffnungszeiten überfallen, aber hey, ohne Kinder ist das Leben viel freier und so beschlossen wir kurzerhand, statt dem Supermarkt eine Eisdiele (mit nicht minder mitarbeiterunfreundlichen Öffnungszeiten) zu wählen.

Verheerenderweise kamen dann zwei Umstände dazu: Wir spielen Ingress und die GVH-Monatskarte hat eine nette, kleine Zusatzfunktion: Von Freitag Abend bis Sonntag Morgen kann man mit der Monatskarte einen weiteren Erwachsenen kostenlos mitnehmen.

Also änderten wir unsere Pläne erneut und sprangen kurzerhand in den nächsten Zug nach Hannover. Eine Viertelstunde später waren wir am Hauptbahnhof Hannover: Bei einer guten Eisdiele, die - ihr wisst schon - mitarbeiterunfreundliche Öffnungszeiten hat und bei einer verlockenden Dichte von Ingress-Portalen. Feindlich-blauen Ingress-Portalen.

20 Minuten hatten wir Zeit, bis der Zug zurückfuhr. Nach 20 Minuten waren wir zwei Querstraßen weiter und hinter uns lag eine grüne Schneise in Mitten der blau verseuchten Innenstadt von Hannover. Kein Problem, es fährt ja auch alle 20 Minuten eine Straßenbahn.

Zweieinhalb Stunden später fanden wir uns an der Straßenbahn-Endhaltestelle wieder - und mussten feststellen, dass die Busse zu unserem Heimatbahnhof Freitag Abend doch nicht im normalen 20-Minuten-Takt, sondern nur stündlich fuhren. Zu Hause waren wir schließlich eine halbe Stunde nach Mitternacht.

Verrückt? Ja, vermutlich schon. Waren wir früher schon, aber Kinder unterdrücken diesen Drang. Manchmal, aber nur manchmal, wenn alle äußeren Rahmenbedingungen passen, kommt er aber trotzdem wieder zum Vorschein...

 

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