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Was nun, Herr Wal?

Da war er, der Tag des Bundeswals, manchmal auch Bundestagswahl genannt. Die Schwarzen feiern, die Grünen schmollen, die Gelben sind längst vergessen, die Roten wissen nicht so recht, was sie tun sollen und die noch Röteren sind schweigsam wie immer, wenn ein Wal vorbeigeschwommen ist. Bleibt die Frage, wer jetzt bis zum nächsten Walbesuch so sitzen darf - übrigens genau die gleiche Frage, die sich in der Schule nach den großen Ferien stellt, nur dass es dort meistens nicht um Meerestiere geht.

Wahlchaos.jpgIm Wahlkampf waren viele Parteien fleissig, bei der Bekundung von Befremdlichkeiten. So wollten die Roten nicht mit den Röteren und die Schwarzen nicht mit den Alternativ-farblosen (von denen jetzt glücklicherweise keine Rede mehr ist), aber richtig los ging das "ich will nie nie nie Dein Freund sein" nach der Nacht der Nächte:

  • Die Schwarzen wollen mit den Gelben, aber die können nicht.
  • Die Grünen wollen nicht mit den Schwarzen.
  • Die Kleinschwarzen wollen nicht mit den Grünen. (Haben die überhaupt was zu sagen?)
  • Die Roten dürfen nicht mit den Röteren, wenn sie halbwegs glaubwürdig bleiben wollen.
  • Die Roten wollen aber auch nicht mit den Schwarzen.

Wenn man sich die ganzen Koalitionsverweigerungen mal so anschaut, bleibt nur eine mögliche Kombination über, in der alle glücklich wären: Die Schwarzen und die Röteren haben gegenseitig noch keinerlei Mißachtung verkündet. Damit bekommt Deutschland jetzt eine Koalition aus CDU und Linken? Also Autobahn-Maut für alle und Millionärssteuer? Bedingungsloses Grundeinkommen in Höhe des gerade aktuellen Arbeitslohns? Mindestlohn individuell verhandelt für jede Branche aber in einheitlicher Höhe?

Wenn das so weiter geht, können sich die Gelben doch noch freuen, denn ohne Koalition gibt es Neuwahlen. Dann steht in der Parteigeschichte in Zukunft: Die FDP war raus aus dem Bundestag. Nach dem 17. deutschen Bundestag durften sie nicht mehr mitmachen, aber ab dem 18. deutschen Bundestag waren sie wieder drin!

Natürlich sind alle Argumente nachvollziehbar, warum dieser nicht mit jedem und der nicht mit dem anderen und am liebsten würden sie ja alle gleichzeitig regieren. Ob sie trotzdem eine Lösung finden? Was passiert, wenn die Roten von der roten Masse jetzt ein Schwarz-Rot-Verbot bekommen? Sie hat die Wahl gewonnen und ihre Partei mitgezogen - aber sicher, dass unsere Bundes-Angela einfach so weitermerkeln kann, wäre ich noch nicht. Es sei denn, sie überzeugt den einen oder anderen Rot-Grün-Röteren MdB davon, dass Schwarz auch eine schöne Farbe ist.

Oh, eine Option wurde auch nicht ausgeschlossen: Die Kleinschwarzen aus unserem südlichen Nachbarland haben theoretisch eine eigene Partei, es wäre also vielleicht auch SPD, Grüne und CSU denkbar... interessant wäre es allemal und ausgeschlossen hat das tatsächlich auch noch keiner.

Es bleibt spannend in Deutschland und überraschenderweise sogar spannender als vor dem Tag als der Wal vorbeigeschwommen kam.

PS: Für alle, die noch glauben, der Briefwal hätte etwas mit Parlamenten zu tun, noch ein bisschen politische Bildung:

 

2 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Wunderbar zusammengefasst, ich habe mich sehr amüsiert und harre der Dinge, die da kommen mögen ;)

  2. Hallo Sebastian,
    danke für deinen Besuch auf meinem Blog! Was gab es denn am Abend nun noch zu essen?? :)

    Herr Wal ist herrlich geschrieben und bringt es definitiv auf den Punkt! Wir sind alle gespannt, wo es uns noch hinmerkeln wird...

    LG Maxie

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