Seitenanfang

Langsam reicht's!

Vor ein paar Wochen griffen Vermummte Randalierer die Davidwache in Hamburg an. In Folge dessen wurde in der Umgebung großräumig ein Gefahrengebiet eingerichtet. Seitdem gibt es jede Menge mediale Reaktionen und ich habe mich lange um einen Post zu diesem Thema gedrückt. Eigentlich war es für mich schon abgeschlossen, nachdem das Gefahrengebiet nach kurzer Zeit massiv verkleinert wurde und wohl bald vollständig entfällt. Aber dann kam dieser Facebook-Post.

Polizeigewalt.jpgIch mische mich wirklich selten in politische Themen ein, weil jeder seine Meinung dazu hat und diese zumeist ziemlich emotional vertritt. Selbst vor Wahlen beschränke ich mich auf eine Aufforderung, an der Wahl teilzunehmen. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem ich nicht drumherum komme, mich doch zu äußern.

Ich wollte diese Antwort an Berthold zunächst direkt als Kommentar schreiben, aber dann wäre er vermutlich untergegangen oder ignoriert worden, deswegen wähle ich jetzt meinen Blog als Medium:

Du rufst also zu vorsätzlicher, unprovozierter Gewalt gegen Menschen auf, die ihr Leben Deinem Schutz gewidmet haben? Ich habe bisher noch keinen einzigen deutschen Polizisten erlebt, der auch nur ansatzweise mit den (lt. Medienberichten!) in China oder Russland üblichen Praktiken vergleichbar wäre, ganz im Gegenteil.

Wenn vermummte Randalierende eine Polizeiwache "angreifen" und dabei Menschen, die dort nur ihrer Arbeit nachgehen, schwer verletzen (also für mehrere Tage stationär ins Krankenhaus bringen), dann habe ich dafür nicht mal ansatzweise irgendein Verständnis, allerdings schon, wenn als Reaktion verstärkte Kontrollen stattfinden. Genau darum ging es in Hamburg, auch wenn die Presse und andere oft versucht haben, es anders dazustellen. Es ging nicht um Verhaftungen, Exekutionen, körperliche Mißhandlungen oder ähnliches, sondern nur um die Fragen "Darf ich bitte Ihren Perso sehen?" und "Darf ich bitte in ihre Tasche schauen?" Auch dabei habe ich von keinem einzigen Fall gehört, in dem es zu Gewalt gekommen wäre.

Mit welchem Recht forderst Du jetzt, diesen Familienvätern und Müttern, diesen Menschen, die der Gesellschaft dienen und dabei strengen Regeln und strenger Überwachung unterliegen, obwohl sie mit ihrer Vorbildung auch ganz andere Berufe hätten erlernen und viel mehr Geld verdienen können (Voraussetzung für den Polizeidienst ist Abi!), etwas anzutun was Du ihnen selbst unbewiesen unterstellst?

Eine Mutter aus Zoe's Kiga-Gruppe ist bei der Polizei. Sie bringt ihr Kind jeden Morgen in Uniform in den Kindergarten und fährt direkt weiter zur Arbeit. Soll ich Ihr morgen früh den Schädel einschlagen? Am Besten noch direkt vor dem Gruppenraum, damit die lieben Kleinen auch gleich direkt lernen, wie man mit Polizisten umgehen sollte?

Selbstverständlich werde ich nichts dergleichen tun! Weder Morgen noch irgendwann sonst. Wir leben in einem freien Land und das System was Du bekämpft schützt sogar auch Deine freie Meinung. Komisch, nicht? Dein Kommentar zeigt mir nur eines: Du hast nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wovon Du redest, sonst würdest Du es nicht wagen, deutsche Polizisten derart zu verunglimpfen.

Du hast nie in Russland die Spezialeinheiten erlebt, Du wurdest nie in China festgehalten ohne zu wissen ob Du am nächsten Tag noch lebst oder wurdest in Syrien verschleppt. Ich auch nicht, aber selbst wenn die Medienberichte (wie meistens) stark übertrieben sind, möchte ich die Realität nicht selbst kennenlernen.

Vor einigen Monaten ging ein Video durch das Internet. Dort hatte ein Redakteur eines deutschen Nachrichtenmagazins im Zug gefilmt, wie eine osteuropäische(?) Frau ohne gültigen Fahrschein zunächst freundlich von zwei Beamten zum Aussteigen aufgefordert wurde. Schließlich musste sie unter heftigster Gegenwehr aus dem Zug getragen werden. Gewalt von Seiten der Beamten habe ich dort nicht gesehen, nicht einmal im Ansatz. Diese Frau kennt Polizeigewalt, denn in ihrer Heimat wären die Aufforderung von Polizeibeamten, sie zu begleiten, nahezu eine Garantie für eine Gruppenvergewaltigung, schwere körperliche Gewalt und vielleicht sogar ein Todesurteil gewesen. Hier in Deutschland wurden später ihre Personalien festgestellt, damit die Bahn die Fahrschein-Frage klären konnte - und die Sache war erledigt.

 

5 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Ich kann Dir nur recht geben. Herr Pohl weiß offensichtlich nicht, wovon er schreibt und was er äussert. Normalerweise wäre so ein Schwachmat kein weiteres Wort wert, aber hier sollten wir gemeinsam für unsere Beamten und für unseren Rechtsstaat eintreten und solchen Stammtisch-Schwachsinn entlarven. Auch wenn die Aussicht, diesen und die anderen Dummköpfe zur Einsicht zu bringen, gleich Null sind, sollte hier - so klar und eindeutig, wie Du es tust - nachdrücklich Stellung bezogen werden. Danke Dir dafür!

  2. Hans

    Guten Abend

    Während die Polizei bei uns in Deutschland im Vergleich zur Welt im Mittelfeld steht(Polizeigewalt-Index), was für einen Staat wie unsren eigentlich schlecht ist... Schlagen SEK und GSG9 aber immer wieder über die Stränge....

    Was auf alle Fälle zu beobachten ist, ist eine starke Zunahme der Polizeigewalt in den letzten Jahren (30), diese lässt sich nicht mit der ansteigenden Gewalt der Verbrechen relativieren, d.h. die "Gewaltverbrechen" der Polizei steigen prozentual schneller, als die der "Gegenverbrechen".

    Und im Gegensatz zu unserer Polizei halten sich (fast) alle Polizeien der anderen Saaten an ihre Aufgabe... Sie sind die ausführende Gewalt.. Wenn also im Iran Menschen festgenommen werden, egal für was, waren die Polizisten ausführende Gewalt. In Deutschland passiert es immer öfter, dass die Polizei sich das Recht raus nimmt, die gesetzgebende Gewalt zu sein (Bsp. Hamburg).

    Nach jetzigem Stand wurde die Gefahrenzone ohne Absprache mit der Politik getroffen, der eigentlichen Legislativen. Somit ist diese Polizei schlimmer, als die in anderen Staaten, denn sie interessiert sich nicht für eine Gewaltenteilung...

    Das letzte Mal als man ein Problem mit der Gewaltenteilung in diesem Land hatte, endete es ca. 6 Jahre später in einem der größten und schlimmsten Kriege der Welt. Und das nur, weil die Gesetzgebung gleichzeitig ausführen und vollziehen konnte... Jetzt beschließt die Ausführende die Gesetze, nach denen sie handeln...

    In meinem Augen haben wir mit unserer Polizei zwar noch immer ein großes Glück, im Gegensatz zu anderen Ländern, aber man sollte vorsichtig sein und ihr handeln im Auge behalten und immer wieder hinterfragen, vielleicht auch, wenn es zu unrecht ist.

    Gruß
    Hans

    • Sebastian

      Gibt es irgendwelche (verlässlichen) Zahlen, die diese angeblichen Vorfälle oder die angebliche Zunahme belegen? Wäre zumindest mir neu.
      Die Gewaltenteilung funktioniert sehr gut in unserem Staat: Mit dem Gefahrengebiet hat die Legislative der Exekutive ein Werkzeug zur Ausübung ihrer Aufgaben an die Hand gegeben. Wenn die Legislative der Exekutive dessen Einrichtung freistellt und keine Notwendigkeit für die Beteiligung anderer Gewalten sieht, ist das ihre Sache. Wenn Du Einwände hast, musst Du sie auf dieser Ebene vorbringen.
      Und nochmal: Beim Gefahrengebiet geht es nur um Kontrollen, nicht mehr. Was an einer Kontrolle "Polizeigewalt" sein soll, ist mir nach wie vor schleierhaft.

  3. Da kann ich Deinem Artikel nur zustimmen.
    Gewalt in jeder Form ist nicht zu tolerieren. Wie nun diejenigen, welche die Gewalt hinaustragen, sich nun über die Folge beschweren - lächerlich. Eine Kontrolle ist keine Art der Gewalt - und es ist auch in einem freiheitlichen Staat nicht tolerierbar wenn ein - aus welchen Gründen auch immer - aufgebrachter Mopp sicher der Gewalt bedient. Meist werden durch derartige Verhaltensmuster nur Unbeteiligte geschädigt - hierfür gibt es keinerlei Entschuldigungen.
    Ich habe neulich eine Demonstration gesehen mit Klobürsten, wenn dies friedlich verläuft ist dies völlig legitim, aber bitte keine Gewalt :)

  4. Matthias

    Ich lese ja gewöhnlich dein Blog mit großem Vergnügen, aber hier kann ich nur hoffen, dass du unter Einfluss irgendwelcher bewusstseinsverändernder Substanzen gestanden hast. Wenn der OP schreibt, "auch die Polizeibeamten [seien] ein Teil des Volkes und [würden] das schmutzige Spiel [der Verantwortlichen, also vmtl. der Legislative] zur richtigen Zeit erkennen", dann ist das noch nicht mal eine Schuldzuweisung an die Polizei, geschweige denn ein Gewaltaufruf. Da rauszulesen, es sei seine Intention, dass du einer Polizistin vor den Augen von Kleinkindern den Schädel einschlägst, das ist sowas von daneben, das schrammt zumindest hart an übler Nachrede vorbei.

    Zur Frage der Gewalt: du bist nicht zufällig schon mal in Südamerika ausgeraubt worden? Die Täter sind oft äußerst höflich. "Schenkst du mir dein Handy?" ist z.B. eine gern benutzte Formulierung. Trotzdem düften die wenigsten bestreiten, dass es sich um einen gewaltsamen Raub handelt, wenn dabei diskrekt ein Messer oder eine Pistole hergezeigt wird - "nein" ist einfach keine Option.
    So, und jetzt stell dir mal vor, jemand würde "Darf ich mal in Ihre Tasche gucken?" genauso beantworten wie bei jedem anderen, mit "Nö, geht sie nix an". Das ist ganz genauso wenig eine Option. Dass der Schlagstock und die chemischen und Schusswaffen, die der dabei hat, genauso wenig zum Einsatz kommen, wie die Waffen des Straßenräubers, macht die Sache nicht gewaltfrei.
    Dass in China, Russland, USA & Co. noch mal ein ganz anderes Level der Gewalt herrscht, wenn sie denn mal zum Einsatz kommt, ist unter uns sicher unbestritten, ebenso wie dass der "Kulturstudio"-Hansl da auf Bildzeitungsniveau daherschwadroniert. Aber auch dort hast du eher wenig zu befürchten, wenn du immer brav tust, was die Herrn Gesetzeshüter von dir wollen.

Schreib was dazu

Die folgenden HTML-Tags sind erlaubt:<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>