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Wir basteln uns ein Defizit

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Dem Gesundheitssystem geht es schlecht. So schlecht, dass zur Zeit sogar Gewinne erwirtschaftet werden. Da muss dringend etwas gegen getan werden!

Nachdem Bea die City BKK erfolgreich in den Ruin getrieben hat, arbeiten wir derzeit an der Barmer - und die hilft nach Kräften mit. Auf Anraten der Schule haben wir für Bea einen so genannten Talker beantragt.

Ihr kennt bestimmt diese Kuscheltiere, denen man etwas vorspricht und auf Tasten- (oder Pfoten-)druck spielen sie die Aufnahme ab. So etwas gibt es auch als medizinisches Gerät, weniger kuschelig sondern nur mit einem kalten Plastikgehäuse und dafür teurer als ein waschechter Steiff-Teddy.

Bei Bea sind eher die kognitiven Fähigkeiten ausschlaggebend für die "Sprachstörung" (ist es noch eine Störung wenn sie gar nicht spricht?) und nicht Stimmbänder oder ähnliches, also sollte es ein Gerät sein, das sie auch bedienen kann. Der Hersteller hatte ihr ein Exemplar freundlicherweise zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt, denn er möchte schließlich Umsatz machen und das haben wir dann auch beantragt. Das "Plus"-Modell hat etwa A4-Format, 12 große Tasten und die Möglichkeit, ein bemaltes oder bedrucktes A4-Blatt einzuschieben. Hinter den Plexiglasabdeckungen der Tasten sieht man dann die Symbole/Fotos/Bilder zum gespeicherten Text (wenn man sie auf dem A4-Blatt richtig positioniert hat). 9 Tasten sind normalerweise fest belegt, 3 für den täglichen Gebrauch, zum Beispiel damit Bea ihre Wochenend-Erlebnisse "erzählen" oder die Schule ihre neusten Flausen aufsprechen kann. In der Produktion in China kostet das Gerät vermutlich keine 5 Euro, die Krankenkasse hätte dafür etwa 150 ausgeben müssen.

Allerdings reden wir hier von einer Krankenkasse und diese können es nicht auf sich sitzen lassen, einen fast 20 Milliarden Euro großen Überschuss erwirtschaftet zu haben und so mussten wir zu unserer Verwunderung feststellen, dass nicht etwa das beantragte "Plus"-Modell genehmigt worden war. Nein, statt dessen wurde das Modell "4" zugeteilt - für läppische 678 Euro! Vermutlich hat es einen tollen Touchscreen oder zumindest drei Dutzend tolle bunte Bildchen - sehr praktisch bei einem Kind, dass mit 9 Bild-Tasten fast schon überfordert ist. Wir lassen uns überraschen etwas anderes bleibt uns sowieso nicht übrig.

Wir hätten ihr das Gerät (egal welches) auch selbst gekauft oder ein älteres Android-Tablet und selbst schnell eine passende App geschrieben, aber ich habe schon Zweifel an der Sinnhaftigkeit. Für Bea wird es vermutlich ein nettes Spielzeug werden dass lustige Töne macht wenn man draufdrückt, sowas hat sie gerne. Die Schule sieht das anders und die Barmer will unbedingt zahlen, also lassen wir sie, immerhin verdiene ich keine 19,5 Milliarden im Jahr. Vielleicht sollte ich mein Gehalt mal nachverhandeln...

 

2 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Irre, was das System da für seltsame Wege geht. Aber hey - so gibt's sündteures Spielzeug frei Haus, und überhaupt soll man doch einem geschenkten Gaul nicht in den Mund gucken!

  2. Wow, nicht schlecht, - wer weiß, was das Gerät sonst noch kann - kochen, backen, toasten und am Ende auch noch bügeln?
    Vielleicht sollte ich zur Barmer wechseln, ich musste kürzlich in der Apotheke 4 Cent drauf bezahlen, weil meine Krankenkasse die teure Medikamentenmarke nicht übernimmt, die dir Arzt aufschrieb.

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