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Gesund - was ist das?

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Not quite like Beethoven war kürzlich zur Inspektion -  und hat damit eine kleine Gesundheitsdebatte gestartet. Was ist eigentlich "gesund"? Gibt es überhaupt noch einen gesunden Menschen oder sind wir alle einfach nur unterschiedlich krank? Wo ziehen wir die Grenze zwischen der schwarz-weiß-Einteilung gesund und krank? Wie viel krank ist normal?

Achtung: Der eine oder andere könnte sich bei diesem Post auf den Schlips getreten fühlen. Das ist bestimmt nicht meine Absicht und ich entschuldige mich sicherheitshalber schon im voraus dafür.

Es gibt Leute die sich weigern, Kinder wie Bea als "krank" zu bezeichnen. Sie sei nicht krank, nur anders, auch auf Facebook verbreiten sich derartige Sprüche mit Vorliebe. Tut mir leid Leute, aber Ihr habt keine Ahnung. Bea ist krank, benötigt permanent Medikamente, Pflege und Therapien. Mit "gesund" hat es nicht mehr viel zu tun, wenn bei einer 13jährigen seit mehr als 8 Jahren regelmäßig die Leberwerte kontrolliert werden müssen (auch wenn das bei 13jährigen leider nicht mehr so selten ist, aber dann meist weil fiese Typen wie Gorbatschow, Jim Beam und Jonny Walker mitgespielt haben).

Bei einigen, wie besagtem nicht-ganz-Beethoven-Blogger, ist die Definition schon schwieriger. Seine "Ersatzteile" brauchen eine regelmäßige Kontrolle, aber krank fühlt er sich - vermutlich - nicht permanent. Trotzdem würde ich ihn - verzeih mir bitte - auch nicht als 100% "gesund" definieren wollen - oder?.

Mich selbst auch nicht, dagegen spricht schon der "VDL" - Eintrag im Medical: Ich bin verpflichtet eine Sehhilfe zu tragen (und Ersatz mitzuführen), bin also auch auf künstliche Ersatzteile angewiesen weil mein Körper nicht der Norm entspricht.

Gibt es denn überhaupt noch jemanden, der die strengen Kriterien für ein "gesund" erfüllt? Alle Brillenträger fallen da schon pauschal raus, ebenso alle chronisch Kranken (denn wer krank ist, kann ja nicht gesund sein, oder?) und wie sieht es mit Schwangeren aus, die nicht mehr voll belastbar sind und öfter als so mancher Ersatzteilträger zum Arzt müssen? Einige Krankheiten bekommt man auch erst beim Arzt oder im Krankenhaus, zählt das dann noch als "gesund", weil fremdverschuldet?

Sind wir alle krank oder einfach nur immer kränker oder werden wir erst von der Forschung krank gemacht? Viele heutige Krankheiten konnten vor Jahren und Jahrzehnten gar nicht diagnostiziert werden, sie existierten eigentlich gar nicht, weil noch niemand sie entdeckt hatte. Waren Krebserkrankungen vor 100 Jahren schon annähernd so verbreitet und werden erst jetzt immer öfter diagnostiziert oder sind sie eine Erfindung der letzten zwei bis drei Jahrzehnte? Wäre die Grippe schon längst und problemlos ausgerottet wenn sich nicht jedes Jahr Millionen damit verdienen ließen? Auch die psychologischen Krankheiten nehmen immer mehr zu, das "Burn-out-Syndrom" war noch vor wenigen Jahren vollkommen unbekannt (oder hatte es einfach einen nicht so coolen deutschen oder lateinischen Namen?) Klar, es gibt zu viele wirklich Burn-out-Betroffene, aber die Zahl der selbstdiagnostizierten Pseudo-Fälle nahm schlagartig zu als Burn-out "in Mode" kam. Ist es vielleicht in Wahrheit ein Virus?

Schauen wir uns doch einfach nur mal die Kinder von heute an: Jedes Kind hat irgendetwas. Bei Bea kann man gar nicht aufhören zu zählen, aber ADS, mit und ohne H, Lärnschweche, Wachstumsstörungen, Adipositas (natürlich immer nur krankhaft bedingt), Astma, Schlafstörungen bis hin zu Anatidaephobie - die Auswahl wird immer größer. Versteht mich nicht falsch, jedes der tatsächlich betroffenen Kinder leidet, einige weniger, andere mehr, aber gibt es denn überhaupt noch "gesunde" Kinder? (Fast) jedes Kind in unserem Bekanntenkreis hat die eine oder andere chronische oder länger andauernde Krankheit (und dabei zähle ich spielbedingt gebrochene Knochen noch gar nicht mal mit).

Zoe's Krankheit ist noch nicht diagnostiziert, sie ist sogar so heimtückisch dass wir noch gar keine Symptome sehen. Sollte sie ganz einfach gesund sein? Nein, das ist völlig abwegig, denn das eine oder andere Gebrechen gehört mittlerweile anscheinend zum Pflichtprogramm.

Einige Leute definieren sich (oder ihre Kinder) nur noch über die vorhandenen (oder geplanten vermuteten) Krankheiten, besonders leid tun mir die Kinder, die nur von Therapie zu Therapie geschleppt werden - wann können sie einfach mal spielen und Kind sein wenn Montag und Donnerstags Logopädie, Dienstags und Mittwochs Ergotherapie und Freitags dann Autopsie auf dem Wochenplan stehen?

Not quote like Beethoven fühlt sich (wenn er nicht gerade versehentlich nach einem Krankenschein fragt) eigentlich gesund und das ist für mich - denke ich - ausschlaggebend. Ich würde mich auch nicht als krank bezeichnen obwohl mich momentan eine postkindergeburtstagliche Erkältung plagt und trotz meiner Augen.

Bea hat Spaß am Leben, ist es dann nicht eigentlich egal ob sie krank ist oder gesund?

Fühlt Ihr Euch krank oder fühlt Ihr Euch nur verpflichtet Euch krank zu fühlen? Seit Ihr vielleicht wirklich krank und könnt die kleinen Wehwehchen der anderen nicht mehr hören? Wie viel krank darf man sein um noch als "gesund" zu gelten?

 

6 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Fies wird es vor allem, wenn diese ganze Sache nicht einfach nur jeder für sich entscheiden kann, sondern wenn Organisationen und gesellschaftliche Institutionen das für einen und speziell entgegen des Selbstbilds entscheiden. Dann kommt z.B. u.U. sowas wie dauerhafte Arbeitsunfähigkeit heraus obwohl es eigentlich Blödsinn ist und die Betroffenen das nicht wollen.

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  4. Ich denke auch, dass viele Krankheiten, die es früher gar nicht gab, einen regelrechten "Boom" erfahren haben in den letzten Jahren - erwähnt sei nur ADHS, was zu meiner Schulzeit einfach "Zappelphilipp" genannt wurde...

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