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Weihnachtswünsche

Ja natürlich. Weihnachten ist ein heiliges Fest, das vor langer, langer Zeit (noch bevor es Facebook und Twitter gab) von Coca-Cola erfunden wurde, um die eigene Corporate-Identity zu verbreiten. Dieser Plan ging nur teilweise auf, denn abgesehen von den anderen großen Unternehmen (wie McDonalds, BurgerKing & Co.), die gemeinsam den Kampf gegen "Pro Ana" aufgenommen haben,  trinkt heute noch kaum jemand am heiligen Abend Cola.

Das ursprünglich zu Ehren des schwarzen Blubberwassers eingeführte Fest wurde von der Spielzeugindutrie vollkommen gewissenlos total kommerzialisiert. Mittlerweile sterben jedes Jahr unzählige Bäume, nur um platt gewalzt und mit bunten Farben bedruckt zu werden. So wurde versucht, den alljährlichen Kaufrausch mit einem rituellen Deckmantel zu versehen: Anstatt sich selbst die gewünschten (Elektronik-)Spielzeuge zu kaufen, überlässt man dies anderen Personen und kauft zum Ausgleich deren Wünsche.

Wie immer wird versucht, mit Hilfe spezieller Begriffe die harte Realität zu kaschieren, wie beispielsweise beim Filet, dass eigentlich "Stück vom geschlachteten Tier" heißen müsste. So wird auch an Stelle von "platter Baum mit Farbe" einfach das Wort "Geschenkpapier" verwendet. Gefällt sind die Bäume zwar trotzdem, aber es hört sich einfach schöner an.

Damit alle anderen auch wissen, was sie kaufen müssen, werden so genannte "Wunschzettel" geschrieben. Man könnte sie auch "Kauf-mir-das-Liste" nennen, aber das wäre zu offensichtlich. Den frisch erlegten Spielzeugen werden dann mehr oder weniger großen Mengen Geschenkpapier angezogen, um wenigstens noch den Anschein einer Überraschung zu ermöglichen.

Zoe ist zu jung, um noch die wahre Natur des Weihnachtsfestes zu kennen und außerdem darf sie sowieso noch keine Cola trinken. Also hat auch sie eine "Kauf-mir-das-Liste" geschrieben:wunschzettel.jpgzoe_rentier.jpgSie ist noch - und wenigstens dabei kann Coca-Cola einen kleinen Erfolg für sich verbuchen - der Meinung, dass die Geschenke vom großen Blubberbrausenkonzern gekauft und von einem Mitarbeiter (der vorher mit viel zu viel Gratiscola gemästet wurde) gebracht werden - natürlich in Firmenuniform. Bereits gestern, als wir zu den letzten Einkäufen für die Weihnachtsschlemmerei aufbrachen, hatte sie sich passend in Schale (ähhh Fell) geworfen.

Zu unseren ganz familieneigenen Weihnachtsritualen gehört es, dass ich meine Frauen am Weihnachtsabend zur Feuerwehr abschiebe um in Ruhe kochen zu können Oma, Mama und Kinder eine der Weihnachtsveranstaltungen unserer Stadtteile besuchen. Entweder ein Krippenspielgottesdienst, das Weihnachtskonzert der Feuerwehrkapelle oder etwas anderes. Wenn sie zurückkehren, liegen die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum (der selbstverständlich noch nicht geplättet, aber trotzdem bunt ist). Da wir allerdings dafür bekannt sind, unsere Kinder liebend gerne zu foltern, folgt vor dem allgemeinen Geschenkpapierzerfleddern noch das Weihnachtsessen, was allerdings in den letzten Jahren (sprich, seit Zoe sich für Geschenke interessiert) weit weniger umfangreich ausfällt.

Bea schreibt leider keine Wunschzettel und dieses Jahr wird es noch schwieriger, ihr etwas zu schenken. Derzeit hat sie eine Phase, in der alle Papierprodukte - vorzugsweise Bücher und Zeitschriften - zerlegt und fein säuberlich in kleinste Schnipsel zerrissen werden. Sonst hat sie eigentlich gerne darin geblättert, aber jetzt hat sie nichts zum blättern mehr. Was schenkt man also einer fast fünfzehnjährigen, Verzeihung, was schenkt man also einer anderthalbjährigen im Körper einer fast fünfzehnjährigen die wie höchstens zwölf aussieht?

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir auf, dass ich gar nichts von dem heiligen Getränk, zu dessen Ehren wir den 24. Dezember feiern, im Haus habe. So sehr hat uns der Weihnachtskommerz im Griff, so wenig ursprünglicher Weihnachtsgeist ist übrig geblieben.

Bevor ich jetzt in Melanchronie verfalle, höre ich lieber auf, allerdings nicht ohne Euch noch eine Aufgabe zu stellen (die ihr mit einem ökologisch korrekten geschenkpapierfreiem Kommentar oder einem eigenen Blogpost beantworten dürft): Wie verbringt Ihr den heiligen Abend der schwarzen Blubberbrause?

Frohe Weihnachten!

 

1 Kommentar. Schreib was dazu

  1. Bei uns wird Weihnachten noch ganz klassisch mit Beziehungskrach, Familienstreit und viel zerbrochenem Geschirr gefeiert. Das Essen ist immer gut und ich versuche auch, meine Weihnachtsgeschenke vor der großen Familienprügelei in Sicherheit zu bringen. Dieses Jahr hab ich mir aber einen Baseball-Schläger gewünscht ;)

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