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Griechenland und kein Ende

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Langsam reicht es: Mittlerweile nimmt Griechenland jeden Tag eine halbe Zeitungsseite ein, es ist ein auf und ab, schlimmer als jede Achterbahn. Ich habe mich lange dagegen gesträubt, ein so politisches Thema hier anzusprechen, zumal die effektive Bedeutung für die Bundesbürger gleich Null sein dürfte, aber irgendwann ist das Maß voll.

Die Ratingagenturen

Liebe Standard & Poor's, Fitch, Moody's und wie ihr alle heißt, gebt einfach mal zu, dass Ihr im Fall Griechenland komplett daneben lagt und zwar alle. Der Zug ist abgefahren, da braucht das eh schon gebeutelte Land keine weiteren unqualifizierten Panikaktionen wie "Griechenland wird nicht zurückzahlen können" und "herunter gestuft auf ZZZ-", nur damit ihr wieder in der Presse genannt werdet obwohl ihr momentan genau so wenig Ahnung wie der durchschnittliche Bundesbürger oder Grieche habt.

Die Griechen

Ihr könnt am wenigsten dafür, und auch wenn Dinge wie eine staatliche Pünktlichkeitsprämie in Deutschland Unverständnis hervorrufen - in jedem Land (außer China) würde es zu Protesten kommen, wenn die Mehrwertsteuer fast verdoppelt und derartig massive Einsparungen nötig werden. Tobt Euch aus (macht dabei aber möglichst wenig kaputt, Reparaturen sind teuer) und dann holt ganz schnell die Touristen zurück, die bringen gutes Geld.

Die Medien

Einmal mehr steht ihr am Pranger, diesmal vielleicht nicht so schlimm wie während der EHEC-Panikmache, aber trotzdem: Muß jede Kleinigkeit so aufgebauscht werden? Deutschland beklagt sich über Politikverdrossenheit (oh, eigentlich beklagt Ihr Euch ja darüber), aber woher kommt die wohl, wenn jeden Tag so auf die deutsche Führungsriege eingeprügelt wird? Etwas weniger Panikmache (ja, ich weiß, die Panik steigert die Auflagen bzw. Quoten) und alle wären glücklicher.

Wenn sich jemand aufregt, dass die deutschen Großbanken quasi die Laufzeit für 2 Milliarden Euro griechische Staatsanleihen verlängern sollen - dann lasst ihn doch, aber ignoriert ihn auch mal. Das Geld ist nicht weg, es fallen nur ein paar Euro weniger Zinsen an und selbst wenn die paar Milliarden weg wären - gemessen am Umsatz- und Gewinnvolumen der betroffenen Banken fällt das unter "Portokasse"!

Die Fakten

Ich selbst verfolge den "Fall Griechenland" nicht wirklich intensiv, aber einige Fakten werden immer wieder verdreht.

Deutschland (das interessiert alle hier) und der IWF (dafür interessiert sich eh keiner) verschenkt kein Geld nach Griechenland sondern gewährt Kredite. Zugegeben, sie sind langfristig, aber Griechenland ist Teil der EU und eine (Teil-)Schulderlass ist gar nicht denkbar.

Der Staat gewährt jeden Tag tausendfach Kredite, beispielsweise über die KfW (zum Teil sogar mit vorher vereinbartem Teilschulderlass, das nennt sich dann Förderung) oder über die JobCenter an Hartz 4 Empfänger (und deren Bonität dürfte gesamt gesehen noch schlimmer sein als die von Griechenland), aber darum kümmert sich keiner, also regt Euch auch nicht über Griechenland auf.

Griechenland kann nicht einfach sich selbst überlassen werden, denn die Insolvenz eines EU- und Euromitglieds würde mindestens Europa schwer erschüttern. Wenn die Euro-Zone nicht für Stabilität steht, steigt das Risiko weiterer Staatsinsolvenzen und die Zinsen auch für Deutschland würden explodieren.

Es gibt keine Alternative zum Euro, erstens, weil dann keiner mehr was zum unqualifizierten meckern hätte und zweitens, weil die Kosten explodieren würden. Durch den Euro konnten Wechselkursrisiken für griechische Melonen, italienische Tomaten und spanische Orangen eliminiert werden und ohne ihn müssten alle Importgüter (wie früher) mit einem ungünstigeren Wechselkurs kalkuliert werden - und würden teurer. Ganz nebenbei entfallen die ganzen Währungsspielereien in Unternehmen und wer schon einmal eine Buchhaltung oder Abrechnung für mehrere Länder mit unterschiedlichen Währungen aufgezogen hat, weiß selbst, wie viel Aufwand dahinter steckt. Die Kosten - ups - müssten wieder die Verbraucher tragen.

So, Ende des Ausflugs in die Politik, jetzt kannst Du Dich wieder mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigen :-)

 

1 Kommentar. Schreib was dazu

  1. Griechenland ist ein Aufregerthema. Jeder hat eine Meinung und jeder möchte mitreden.
    Warum? Es geht wieder um das Geld anderer... oder doch das eigene?


    Es wird über Milliarden geredet... eine Zahl, die sich keiner vorstellen kann. Und der Vergleich zwischen Finanzkrise und Griechenland lässt mich nur lächeln. Seit der "Bankenrettung" habe ich mich an große Zahlen gewöhnt... was machen da noch 12 Milliarden aus?


    Fast alle Staaten machen Schulden, also haben mehr Ausgaben als Einnahmen. Bei Griechenland ist es halt noch schlimmer geworden. Und warum wurde es immer unerträglicher? Weil man dagegenreden musste... Man hat diese Wette angeheißt und angefacht. Im Guardian und der New York Times schrieb man, dass die Zukunft des Euros/Griechenlands in Nordrhein-Westpfahlen entschieden wird... traurig.


    Nun ist der Karren vor die Wand gefahren und man möchte gerne weiter Gas geben. Und die Medien machen mit, weil sie auf den Starrsinn der Menschen setzt, der niemanden etwas gönnt... außer sich selbst...

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