Blog-Battle #6: Randgruppe

Zum dieswöchigen Blog-Battle-Thema wollte ich eigentlich schon längst mal etwas schreiben, aber es wäre ein reiner Jammerpost geworden. So habe ich jetzt eine schöne Ausrede, um ihn doch zu schreiben.

Natürlich war die Vorgabe nicht, möglichst ausführlich zu jammern, sondern Randgruppen. Irgendwie scheine ich sie anzuziehen und mich bevorzugt für unbeliebte Themen zu entscheiden - ohne das ich das eigentlich wollte.

Fangen wir an mit dem Fliegen: Von einer aussterbenden Rasse zu sprechen ist etwas übertrieben, denn quasi täglich werden neue Lizenzen für Privatpiloten ausgestellt. Aber trotzdem: Die rechtlichen Hürden werden immer größer, die Steuerbelastung ist eine Unverschämtheit (denn wir zahlen Steuern, dann nochmal Steuern, Gebühren und die bei anderen Verkehrsmitteln davon finanzierte Infrastruktur dann nochmal extra über Entgelte. Wer käme auf die Idee, neben Maut, KfZ- und Spritsteuer auch noch die vollen Bau- und Erhaltungskosten der Autobahnen von den Nutzern abzukassieren? Genau so läuft es in der Luftfahrt.

Dazu braucht sich nur irgend jemand hinzustellen und "Fluglärm" zu rufen - schon wird die Infrastruktur kaputtreguliert. In Bonn-Hangelar galt eine eine am Behördenschreibtisch von einem dazu gar nicht befugten Beamten festgelegte Platzrunde, die physikalisch gar nicht fliegbar war (von den Belastungen für Mensch und Maschine bei den geforderten G-Kräften jenseits von Kampfjets oder Formel 1 mal ganz zu schweigen). Natürlich gibt es auch echte Fälle von Fluglärm, aber Fakten sind zunehmend irrelevant.

Noch so eine regulatorische Meisterleistung: Der Austausch eines Funkgerätes gegen ein identisches Modell kostet ein paar hundert Euro. Nicht für die Arbeitszeit - der Austausch geht so schnell, das lohnt kaum die Abrechnung - sondern für den vorgeschriebenen Papierkrieg. "Minor Change" nennt sich das in der Behördenironie.

Besserung? Nicht in Sicht: Ganz einfach, weil es viel zu wenige Betroffene gibt. Piloten kann man gut melken: Sie sind eine staatlich diskriminierte Randgruppe.

Aber auch bei Ingress habe ich intuitiv die Randgruppe gewählt: Enlightened ist regional, in Deutschland und weltweit der Resistance unterlegen. Rainbow Unicorn Attack? Team Regenbogen, natürlich - 2:1 Team Inferno unterlegen.

Sprachlich geht es mir nicht anders: Perl-Entwickler, -Jobs und -Projekte muss man mit der Lupe suchen. PHP - kennt jeder. Java wird allen Studenten eingebrannt. Ruby ist hipp, aber eigentlich nur eine Modeerscheinung. Perl ist der Dinosaurier: Stabil, einfach, aber langsam am aussterben.

Blogger sind auch eine Randgruppe, zumindest in Deutschland. Sie werden von normalen Menschen (die ihre Klogänge bei Facebook und ihre Mahlzeiten bei Instagram posten) müde belächelt - aber keinesfalls ernst genommen. Im Gegensatz dazu sind Blogger in den USA zum Teil der Nachrichtenkultur geworden. Zumindest einige wenige, aber auf anderen Wiesen ist das Gras immer grüner.

PS: Ja, ich weiß, es gibt viel bedeutendere politische Randgruppen und ich jammere auf hohem Niveau. Musste auch mal sein und meckern ist schließlich typisch Deutsch :)

Die anderen Mitglieder der Randgruppe Blog-Battle:
1. Der weltlich denkende Schakal
2. CKSXYZ (ChaosKiSaXYZ)
3. Unaussprechlich, klingt nach etwas Essbarem aus Asien
4. Noch was essbares, aber dann gibts Ärger mit Nr. 6
5. Ein Kochblog mit speziellen Zutaten
6. Beschützerin und tomatenfreie Köching für Nr. 4
7. Die zweite Identität vom Bücherwürmli
8. Hey, mal kein Kochen - dafür viel Backen
9. Der Verantwortliche für das ganze Chaos hier.