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Einen gemischten Quax, bitte

Über den ersten Teil der kleinen Rundreise vom letzten Sonntag habe ich bereits berichtet, jetzt fehlt noch der zweite Teil. Von Paderborn ging es weiter nach Paderborn. Alles klar? Genauer gesagt, ging es von Wolke7 in den Quax-Hanger. Beide liegen am Flughafen Paderborn - Wolke 7 allerdings in Paderborn-Haxterberg und der Quax-Hangar in Paderborn-Lippstadt.

01.09.2013_001.jpgDer Plan, beide Paderborner Landebahnen an einem Tag zu besuchen, ist schon älter und wurde vor einiger Zeit bereits torpediert, aber dennoch haben wir es am letzten Sonntag getan. Der Flug nach Lippstadt war kurz und in gewisser Weise unvorhersehbar. Natürlich hatten wir eine Flugplanung und Paderborn-Paderborn ist - lässt man die Extrazeiten für Start und Landung außen vor - gerade mal eine Strecke von 4 Flugminuten, aber durch die Gebührenordnung bin ich noch nie durchgestiegen, also wussten wir nicht, was uns dort für eine Rechnung erwartet. No Risk, no fun, also los.

Den ersten Kontakt mit Lippstadt-Tower hatten wir bereits am frühen Morgen: Sobald der Flughafen nach dem Start in Hannover in Funkreichweite war, fragten wir an, wir der Flug von Haxterberg ablaufen könnte. Der kleine Flugplatz von Wolke 7 liegt bereits im kontrollierten Luftraum von Lippstadt, Anflüge dorthin sind allerdings automatisch genehmigt. Normalerweise hätten wir den Luftraum verlassen, eine Schleife zum südlichen Pflichtmeldepunkt Sierra drehen und von dort wieder einfliegen müssen - aber ich bin faul und fragen kostet nichts. Also kurz angefragt, ob ein direkter Anflug möglich wäre - und eine freundliche, vorsichtig positive Antwort bekommen: Wenn die Verkehrssituation es zulässt, ist das kein Problem.

01.09.2013_017.jpgIn der Praxis gab es dann doch noch ein kleines Problem: Die D-EFHM, mit der wir an diesem Wochenende unterwegs waren, unterscheidet sich in einigen Kleinigkeiten von unserer sonst üblichen D-EXBS. In letztgenannter können Pilot und Copilot gleichzeitig unterschiedliche Funkgeräte nutzen - was wir auch schon öfters getan haben. Beim Flug nach Wangerooge war einer bei Bremen-Information (die für ganz Norddeutschland zuständig sind) geblieben, während der andere Bremen-Turm (verantwortlich für den Luftraum direkt um den Flughafen Bremen) kontaktiert hatte, um einen Überflug anzufragen.

Beim Start hätten wir diese Funktion gut gebrauchen können: Einer bleibt auf der Platzfrequenz von Haxterberg, der andere holt schonmal die Freigabe für Lippstadt ein - aber das ging nicht. Wären wir einfach in Richtung Lippstadt gestartet, hätten wir den Luftraum von Lippstadt verletzt, noch bevor wir die Platzfrequenz von Haxterberg hätten verlassen dürfen. Also ein ganz normaler Start, Querabflug, Gegenanflug, Platzrunde verlassen, blitzschnell abmelden und zu Lippstadt-Turm umschalten. Von dort kam auch sofort die Genehmigung zum Direktanflug - perfekt. Kurz darauf hatten wir die Landebahn schon in Sicht und setzten ziemlich genau 10 Minuten nach dem Start auch schon wieder auf.

01.09.2013_034.jpgAls Parkplatz wurde uns "neben der Mooney vor Hangar 1" zugewiesen. Die Mooney sahen wir auch, nur der Hangar dahinter war anscheinend inkognito da - auf jeden Fall hatte er keine Beschriftung. Egal, der Parkplatz war auch so zu finden. Lippstadt ist "Verkehrsflughafen", genau wie Rostock, allerdings starten hier (geschätzt) rund ein Dutzend Linienflüge täglich und dem entsprechend war auch der Betrieb. Vor dem Eingang stand die Crew einer Linienmaschine - und amüsierte sich über Zoe, die begeistert zuschaute, wir gerade ein AirBerlin-Flieger zum Terminal rollte und von einem FollowMe-Fahrer eingewunken wurde.

01.09.2013_019.jpgDas Flugzeug war noch nicht ganz an seiner Parkposition angekommen, da stürzte bereits eine gierige Meute von allen Seiten herbei: Die Gangway für die Passagiere vorne, eine mobile Treppe hinten, Gepäckbänder und -wagen, ein mobiler Tanklastzug, ein Catering-LKW - die Szene sah irgendwie komisch aus. Wir überließen das arme Flugzeug dem Überfallskommando - es ist bestimmt froh, wenn es wieder in der Luft ist und vor all dem Trouble fliehen kann - und Zoe holte sich ihren Landegutscheinheft-Stempel.

01.09.2013_023.jpgWir haben schon den einen oder anderen Flughafen besucht und sind in Hannover auch an einem Verkehrsflughafen zu Hause, aber keiner war so verwinkelt wie Paderborn-Lippstadt. Trotzdem fanden wir den Weg nach draußen und nach etwas Suchen auch den Quax-Hangar. Er liegt etwas abseits auf dem Flughafengelände und hat einen eigenen Taxiway zur Landebahn - natürlich bezeichnet mit "Q". Im unteren Teil ist eine Ausstellung historischer, aber voll flugfähiger Oldtimer-Flugzeuge und oben drüber ist das Triebwerk, ein Cafe-Restaurant mit Aussichtsterrasse.

01.09.2013_027.jpg01.09.2013_045.jpgDie Ausstellung war zu unserer Überraschung geschlossen. Entgegen unserer Erwartungen ist sie nicht einfach geöffnet, es finden dort nur begleitete Führungen statt. So konnte man die Flugzeuge nur durch die großen Glasfronten sehen und ich war etwas enttäuscht, denn der Hangar war kleiner, als ich erwartet hatte. Auch das Triebwerk ist durchaus in Ordnung, aber leicht chaotisch und so ganz habe ich auch nicht verstanden, warum die Küche zwischen 15:00 und 18:00 geschlossen ist.

01.09.2013_028.jpgVor dem Rückflug gab es noch eine positive Überraschung: Momenten fliegen wir vorzugsweise Plätze aus dem Airshampoo Landegutscheinheft an und Zoe holt sich jedes Mal "ihren" Stempel ab. In Rostock hatten wir zusätzlich zur kostenlosen Landung noch für Flugsicherung, Parken und Personenkontrolle bezahlt und zumindest Parkgebühren und Flugsicherungsentgeld hatte ich auch in Lippstadt erwartet - aber nix is. Bei LGH-Landungen sind alle diese Sachen - sofern sie normalerweise überhaupt berechnet würden - bereits abgegolten. Vor allem in Anbetracht der sehr unübersichtlichen Entgeldordnung hatte ich so etwas wirklich nicht erwartet. Klarer Pluspunkt für Lippstadt.

01.09.2013_049.jpgSchließlich ging es zurück nach Hannover und dieses Mal folgten wir brav der VFR-Route über Sierra, um dann Hannover anzusteuern. Die Wolken hatten sich verdichtet, ließen uns aber dennoch genug Platz für eine sichere Heimkehr. Dieses Mal meldeten wir uns auch bei Bremen-Information an. Der Fluginformationsdienst (FIS) gibt, solange nicht zu viele Flugzeuge unterwegs sind, Hinweise auf "Konfliktverkehr", warnt also vor anderen Flugzeugen, die sich in der Nähe befinden, wobei als "Nähe" hier bereits mehr als 10 km Abstand ausreichen. An diesem Nachmittag wurden wir Zeugen einer etwas ungewöhnlichen Konversation im Funk:

FIS-Lotse: D-????, ich habe einen Radarkontakt auf ein Uhr von Ihnen aus, keine Kennung, keine Höhenangabe.

Das alleine ist nicht ungewöhnlich - es steht jedem Flugzeug frei, den Transponder, der diese Informationen sendet, einzuschalten oder ihn aus zu lassen. Normalerweise möchte man als Flugzeug gesehen werden, aber es gibt doch hin und wieder einige Leute, die ihn aus lassen oder einfach keinen an Bord haben.

D-????: Ich sehe nichts, halte aber Ausschau.

FIS-Lotse: Der Kontakt ist sehr langsam, könnte ein Schiff sein.

Meine Frau und ich schauten uns leicht belustigt an, denn Schiffe fliegen selten hoch genug, um die Mindest-Radarüberwachungshöhen zu erreichen, eigentlich nie...

D-????: Ich sehe einen großen Containerfrachter, jetzt auf zwei Uhr.

01.09.2013_085.jpgDer Lotse bestätigte, dass das Ziel jetzt in der genannten Position zum Flugzeug war. Anscheinend war der Containeraufbau so hoch, dass eine der DFS-Radarstationen ihn erfasst hatte. Ein Schiff im Flugfunk... man erlebt hier immer wieder etwas Neues.

Lippstadt ist nicht sehr weit von Hannover entfernt und da wir nichts besseres zu tun hatten, hörten wir früh die ATIS-Ansage von unserem Heimatplatz ab. Dort werden die aktuellen Wetterbedingungen und ein paar weitere wichtige Informationen als Dauerschleife gesendet, aber was wir hörten, war wenig erfreulich:

01.09.2013_145.jpgHannover Information Oscar - jede Aktualisierung bekommt einen neuen Buchstaben - Special met report 16:00 - angegeben in UTC, also 18:00 Uhr deutscher Zeit und mit "special" werden nur außerplanmässige Änderungen bezeichnet, die auf Grund größerer Wetteränderungen herausgegeben werden - Runway in use 27 left and 27 right - Landebahn 27 links und rechts und dann auch immer (aber nicht angesagt, weil für Verkehrsflieger viel zu kurz) 27 center - Glider activity area Celle NDB up to altitude ... - In Celle waren also Segelflieger unterwegs, das interessierte uns allerdings recht wenig, da wir von Süden kamen und Celle nordöstlich von Hannover liegt - Transition level 60, visibility 10 kilometers, clouds few 4.000 ft. - Sichtweite und Wolken absolut in Ordnung, soweit war alles im erwarteten Rahmen, aber jetzt kam der Hammer - wind 280 degrees 15 knots gusts 25 knots - *schluck* 280 Grad ist toll, fast direkt Landebahnausrichtung und 15 Knoten sind auch problemlos, aber bei Böen bis 25 Knoten hört der Spaß auf - temperature 17 drewpoint 7, QNH 1023 hectopascal. Information Oscar out.

01.09.2013_160.jpgBöen von 10 Knoten sind eigentlich kein Problem, mit der D-EXBS haben wir schon einiges durchgemacht, aber mit der D-EFHM war ich bisher nur in relativ ruhiger Luft unterwegs. In solchen Situationen hat es Vor- und Nachteile, nicht in einem Linienflieger zu sitzen. Ein Nachteil ist die wesentlich geringere Geschwindigkeit - wir setzen mit etwa 60 Knoten auf, da machen sich plus/minus 10 Knoten wesentlich schneller bemerkbar, als mit 150 Knoten - allerdings haben wir auch keine "Strahtriebwerke", sondern im wesentlichen einen ganz normalen Ottomotor vor uns. Während ein Triebwerk einige - im entscheidenden Moment endlos lange - Sekunden braucht, um die Leistung zu erhöhen, reicht bei uns ein beherzter Einsatz des Gashebels, um (wie im Auto beim durchtreten des Gaspedals) sofort volle Leistung abzurufen. Immer gute Landungen zu schaffen ist gar nicht so schwierig - wenn man bei den schlechten rechtzeitig vor dem Aufsetzen durchstartet und noch eine Platzrunde fliegt. Lieber eine Extrarunde und ein sauberer Anflug, als eine miese Landung.

Allerdings hatten wir dieses Mal Glück: D-EFHM Wind 280 Grad 14 Knoten, Landung frei zwo-sieben-rechts kam über Funk - wir erwischten einen Moment ohne Böen und landeten problemlos. Kurz nach uns landete ein kleiner Jet (der bereits wieder Böen bis 25 Knoten angesagt bekam) und während wir ausluden, gingen die Passagiere an uns vorbei zum GAT. Sicher sind wir nicht, aber zwei davon sahen ziemlich nach Gerhard Schröder nebst Ehefrau aus. Nachzufragen oder Fotos zu machen verbietet sich von selbst, schließlich wollen wir alle in Ruhe fliegen und schon gar nicht, dass der Flughafen sein Foto- und Videoverbot strikt durchsetzt.

Bleibt nur noch eines: Die Suche nach einem geeigneten Ziel für die nächste Tour. Irgendwelche Vorschläge? 

 

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