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Confluence vs. Mediawiki aus Anwendersicht

Dieser Post wurde aus meiner alten WordPress-Installation importiert. Sollte es Darstellungsprobleme, falsche Links oder fehlende Bilder geben, bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen. Danke.


Die Wikipedia dürfte allseits bekannt sein. Das verwendete System nennt sich Mediawiki und ist in einer abgewandelten Version auch zur eigenen Nutzung frei verfügbar. In letzter Zeit setzt sich - insbesondere im Firmenumfeld - jedoch zunehmend Confluence von Atlassian durch. Inhaltlich gibt es keinen Unterschied: Beide Systeme wollen Wissen erfassen und zur Verfügung stellen, doch für einfache Anwender - wie mich - ergeben sich gravierende Unterschiede.

Mediawiki

Die Suchfunktion von Mediawiki ist - vorsichtig gesagt - grauenhaft. Um etwas zu finden, sollte man die exakte Schreibweise wissen, sonst sinken die Chancen rapide. E-Mail, Email oder Mail sind drei vollkommen unterschiedliche Begriffe und für die Wiki-Suche haben sie nichts miteinander zu tun.

Der Editor mit seiner Wikisyntax ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man allerdings ein paar Seiten bearbeitet oder erstellt hat, gewöhnt man sich schnell an die multiplen Bindestriche, Tabellen mit | und vielen Anführungszeichen.

Um einem Wiki eine Struktur zu geben, ist viel Disziplin seiner Nutzer (bzw. Autoren) nötig, ansonsten entstehen sehr schnell viele kleine Informationsinseln. Verknüpfungen zwischen Dokumenten - einer der elementaren Grundlagen von Wikipedia - müssen von Hand gesetzt werden, ebenso Kategorien oder die Anordnung von Dokumenten in Baumstrukturen. Dafür kann jedes Dokument in mehreren Kategorien oder Gruppen an unterschiedlichen Stellen eingesetzt werden.

Confluence

Die Atlassian-Lösung ist vor allem eines: Langsam. Sei es die Ladezeit der gehosteten Lösung oder das JavaScript im Editor: Ein Menü ausklappen und einen Menüpunkt direkt danach anklicken, ist nicht möglich. Der Mauszeiger muss auf den gewünschten Menüpunkt bewegt werden und dort warten, bis er sich von einem Texteditor-Icon in ein Link-Icon verwandelt. Das mag sich übertrieben anhören, aber wenn man die zehnte Überschrift formtiert und für jede einzelne mehr als eine Sekunde gebraucht hat, nervt es gehörig. Wenigstens gewöhnt man sich zwangsweise auf diese Weise schnell die Tastenkombinationen für verschiedene Funktionen an - die allerdings auch gerne mal das ganze Dokument zu einer Überschrift formatieren und nicht nur die aktuelle Zeile.

Einige Buttons im Editor funktionieren gar nicht, beispielsweise das Einfügen von Tabellen. Der Bug ist Atlassian bekannt, wird aber nicht gefixt. Die Lösung ist eigentlich peinlich für Confluence: Benutzt man Wiki-Syntax, wird die Tabelle richtig angezeigt. Dazu muss jeder vertikale Strich der Tabelle durch ein Pipe-Zeichen | (AltGr + Größer/Kleiner-Taste) ersetzt werden, z.B.

| Mediawiki | Confluence || Hard to learn | Very slow |
ergibt eine Tabelle:
MediawikiConfluence
Hard to learnVery slow
Doch es gibt auch (wenige) Vorteile: Confluence organisiert alle Dokumente in einer Baumstruktur und erleichtert damit die Organisation der einzelnen Seiten. Es unterstützt unterschiedliche Zugriffsrechte und das Einfügen von Bildern ist etwas weniger umständlich (dafür aber selbstverständlich langsamer) als in Wikimedia.

In Confluence ist ganz nebenbei alles größer: Der Preis sowieso (wenn man von der gehosteten Lösung ausgeht) und die Wartezeit sowieso, aber auch die Schrift: Überschriften sind riesig und haben einen sehr großen Abstand nach oben, aber auch normaler Text ist zwei Pixel größer als der von Wikimedia's Standardeinstellung. Dadurch und durch den anscheinend auch größeren Zeilenabstand passt wesentlich weniger Text auf den gleichen Bildschirm. Etwas irritierend, wenn man möglichst einfach und schnell Informationen aufnehmen möchte.

Fazit

Confluence mag neu und deswegen toll sein, aber für die tägliche Arbeit halte ich es für sehr nah an der Grenze zum Unbenutzbaren. Wikimedia hat - vor allem für Personen, die seltener Dokumente schreiben oder ändern - eine etwas steilere Lernkurve und einige andere Schwachstellen, aber insgesamt ist es ganz klar das kleinere Übel. Vielleicht sollte ich in diesem Zusammenhang noch FosWiki erwähnen, dessen erzwungenes CamelCase mich allerdings immer von einer Nutzung abgehalten hat.
 

7 Kommentare. Schreib was dazu

  1. tex

    Du vergisst bei deinen Betrachtungen eines: Confluence lässt sich über ein spottbilliges Single-Sign-On System (Crowd) an ein tolles, günstiges Ticketsystem (Jira) anschließen. Außerdem hat Confluence einen tollen Upgrade Pfad. Man muss beim Upgrade von Version n.x auf n+2.x nicht jede Minor Version mitnehmen, nur ein paar ;)


    Und so ein Haufen Java ist doch immer schön. Was soll man sonst mit dem ganzen - viel zu billigen - Arbeitsspeicher machen den einem die Serverhersteller inzwischen hinterher werfen.

  2. Sebastian

    Jira hab ich mal angeschaut und in Anbetracht der ganzen Klicki-Bunti-Sachen (und seiner Geschwindigkeit ;) ) muss es mich erst noch überzeugen, "toll" zu sein. Ich bearbeite gerne mal 30 bis 50 Tickets am Tag und wenn ich bei jedem nur 30 Sekunden länger warten muss, summiert sich das schnell...

  3. RIchard Heigl

    Du kannst MediaWiki mit BlueSpice for MediaWiki erweitern, dann sind die Themen Editor und Suche schon weitgehend behoben. Das mit dem Baumstrukturen ist wahr. Die Mediawiki-Entwickler haben hier keinen Fokus drauf, weil die Strukturen eh nur von wenigen gepflegt werden (sollen). Welche Strukturen wolltest du denn konkret realisieren?

  4. tex

    Entschuldig, ich vergaß die ironie Tags ;)


    Ich sehe es durchaus positiv, dass Atlassian diese Produkte mit Support bzw. als Hosted Version anbietet, da es Firma gibt die solche Produkte intern nicht betreiben können oder wollen. Auch die Integration/Verknüpfung der einzelnen Produkte ist toll. Das ganze kommt halt leider mit einem sehr hohen Preisschild daher.

  5. Sebastian

    Ich hab doch tatsächlich einen Punkt vergessen: Man kann anscheinend keine Unterstriche eingeben, wenn ich in der netten Zeile
    git checkout -b ticket_123
    den _ tippe, wird der Text davor durchgestrichen. Ähnliches habe ich schon ein paar Mal an anderen Stellen erlebt. Also den _ irgendwo eingeben (nicht im Confluence), kopieren und aus der Zwischenablage einfügen.
    Aber wenigstens war bestimmt es teuer...
    @Richard: Die Zuordnung zu Kategorien funktioniert eigentlich ganz gut, wenn sich alle dran halten.

  6. Hi,
    es ist leider nicht zu erkennen, auf welche Confluence Version Du bezug nimmst. Ich kann, da ich jeden Tag mit dem System arbeite Deine Kritikpunkte nicht nachvollziehen (Version 5.1.2).

    1. Langsam - kann und konnte ich auch bei älteren Systemen nicht feststellen. Ist wohl eher einer Serverproblem.
    2. Wartezeiten habe ich nicht und das Einfügen über die Menüs läuft genauso schnell wie über die Menüpunkte.
    3. Tabellen einfügen ist kein Problem und kenne ich von dem alten System auch nicht, wobei ich früher ausschließlich im makeup Editor gearbeitet habe.
    4. In Confluence ist ganz nebenbei alles größer - das ist doch die Frage, wie der Style eingestellt wird. Das kann man anpassen :)

    Gruß
    Wolfram

    P.S. Schade das man die Kommentare nicht abonieren kann, somit werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Antwort nicht lesen!

    • Sebastian

      Wir nutzen das von Atlassian gehostete Confluence, im entsprechenden Dialog wird "Atlassian Confluence {0}" angezeigt. Das "langsam" bezog sich zum großen Teil auf die Client-Seite, also vermutlich das verwendete JavaScript - trotz aktuellem Rechner, der sonst keine Probleme macht.
      Tabellen kann man nur mit ausgewählten Browsern einfügen. Das Problem ist bekannt, es gibt diverse Bugreports dazu - diese wurden allerdings immer mit "wird nicht behoben" geschlossen.
      An der Kommentar-Abo-Funktion arbeite ich gerade, das stört mich auch :(

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