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Ein Bea-Rückblick

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Meine "Problem-Post" habe ich viele Rückmeldungen bekommen, dafür möchte ich mich bedanken. Eine öfters geäußerte Sorge war, ich würde die Probleme anderer zu sehr an mich heran lassen, mich davon einnehmen lassen, aber dem ist nicht so.

Warum ich diesen Post jetzt gerade schreibe, weiß ich eigentlich auch nicht, irgendwie musste ich gerade an Bea denken und die Distanz, die mittlerweile zwischen uns liegt. Ich lasse die Probleme der anderen nicht zu nahe an mich ran, ihre Geschichten bewegen mich und berühren mich, ich bin gerne für sie da - aber behalte die notwendige Distanz, um mich nicht dadurch überwältigen zu lassen. Mein Leben ist scheinbar in Ordnung und erst die Gespräche nach besagtem Post haben wir aufgezeigt, wie sehr und warum.

Vor einem Jahr sah unsere Situation noch ganz anders aus, jeder Tag war ein kleiner Kampf, der überstanden werden wollte, dann kam die Phase vor Bea's Umzug in dem sich unser Verhältnis grundlegend geändert hatte, es wurde bestimmt von Traurigkeit bei dem Gedanken an den bevorstehenden Abschied und schwere Momente wurden durch den gleichen Gedanken viel leichter zu ertragen. Aus der vorher scheinbar unendlichen Geschichte war eine absehbare Entlastung geworden.

Ich fühle mich schuldig, beim Schreiben dieser Zeilen, schuldig bei der Erinnerung an den Gedanken, meine Tochter wegzugeben. Es fühlt(e) sich an, wie eine leichte Lösung, als wäre es ganz einfach nur eine Entlastung für uns, so wie man einen kaputten Gebrauchsgegenstand entsorgt, ein Gefühl, dass auch heute noch schwer abzulegen ist.

Nach dem Umzug regierte zunächst die Traurigkeit über den Verlust, denn genau so fühlte es sich an, auch wenn Bea natürlich immer noch lebt und sogar glücklich ist. Jede noch so kleine Erinnerung tat unglaublich weh, ein Kuschelschäfchen auf dem Sofa, ihr Zimmer oder einfach nur aus Gewohnheit 4 Gaben beim tischdecken zu greifen - anstatt den drei, die wir heute nur noch brauchen.

Unser Leben ging weiter, wie es auch nicht anders zu erwarten war. Wir wollten Bea so oft wie möglich sehen und anfangs klappte das auch noch mehr oder weniger, aber dann, ganz leise, ungewollt und leider auch ohne allzugroße Gegenwehr von uns hat sich das ausgeschlichen.

Mittlerweile haben wir Bea seit Wochen nicht mehr gesehen, einfach weil es keinen Anlass dazu gab. Kein Geburtstag, keine Feier, nichts hat uns auf den Gedanken gebracht, einen Tag oder ein Wochenende mit ihr zu verbringen und das tut weh, sehr weh. Wir sind eine ganz normale Familie geworden, haben unser "besonderes" Kind einfach abgelegt. Wir haben die Chance verpasst, die schwierigen Zeiten mit Bea in die Wohngruppe auszulagern und gleichzeitig schöne Tage und Zeiten mit ihr zu teilen. Das tut weh, aber noch schlimmer ist, dass es uns nicht wirklich stört - das tut noch mehr weh.

Da, wo vorher die alltägliche Belastung, Angst und Sorgen um Bea waren, ist jetzt Platz. Ein Platz, den ich gerne leer lassen möchte. All die täglichen Sorgen, die wir heute noch haben, sind in den Hintergrund gerückt, sind nicht weiter wichtig weil sie kein Vergleich zu dem sind, was wir erlebt haben.

In den letzten zwei Tagen haben sich einige Leute für das bei mir bedankt, was ich für sie tun würde, dabei mache ich nicht mehr als ihnen zuzuhören (vielmehr zu lesen) und sie gelegentlich mit einem ironischen oder sarkastischen Kommentar ein kleines bisschen zu ärgern. Ich empfinde es nicht als etwas besonderes, was ich mache, aber diese Nachrichten haben mich sehr bewegt und zwar positiv. So müssen sich die Leute gefühlt haben, die uns damals geholfen haben, nicht annähernd zu verstehen, was sie tatsächlich für uns getan haben.

Bea, ich vermisse Dich!

 

 

 

 

 

3 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Es gibt Menschen, die dafür da sind um sich um kranke Kinder zu kümmern. Bis zu einer gewissen Belastungsgrenze schafft man sowas selbst aber irgendwann geht es nichtmehr. Wenn man nichtmehr fähig dazu ist, sollte man sein Kind in geschulte Hände geben, wo es gut aufgehoben ist, genau das habt ihr getan. Ich denke es gibt nicht viele Menschen, die das anders geamacht hätten! Das war die richtige Entscheidung. Dass du ließt was die Menschen bewegt und darauf dann auch noch eingehst ist etwas sehr wichtiges weil nicht jeder jemanden zum Reden hat, der einem beisteht so wie du deine Frau, von dem her bist DU in dem Fall GOLD wert!

  2. Absolut keine Ahnung habe ich, wie es mir in Deiner Situation ginge, wie ich entscheiden und reagieren würde, wie ich mich fühlen würde. Es ist schön, dass Du Dich um das Wohlergehen Deiner Kinder sorgst. Wie Ihr das gemeinsam meistert, wie Ihr Euer Leben lebt... Da kann Euch kaum jemand hereinreden. Außer vielleicht: Kopf hoch, tu was Du für Deine Familie für das Richtige hältst.

  3. oh man da kamen mir grad voll die Tränen..du schreibst deine Text so..als wär man live dabei,würde zusehen und deine Gedanken lesen..


    Köpfchen hoch,auch wenn es nicht leicht ist.
    lg schnee

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