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Zoe vs. Zeit

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Zoe ist ganz klar ein Mamakind. Papa ist zwar immer zum Ankuscheln gut wenn Mama "böse" war (aber erlaubt das Gewünschte dann trotzdem nicht). Aktuell gibt es viel Diskussionsbedarf, zum Beispiel:"Zoe, Du sollst nicht das Sofa mit Filzstiften anmalen!""Zoe, Du kannst nicht barfuß im T-Shirt rausgehen, es sind 10 Grad draußen.""Zoe, Du kannst nicht zu XYZ, denn die ist nicht zu Hause."Mama kann ja so brutal gemein sein, aber eigentlich ist sie trotzdem (fast) immer Zoe's erste Wahl.

Gestern Abend war Elternabend in Bea's Schule und Mama war dort (keine Selbstverständlichkeit mehr, aber ganz wollen wir uns doch nicht aus dem Leben unserer Tochter verabschieden). Abgesehen von einem Skandal gab es nichts was hier berichtenswert wäre: Die Klasse hat es tatsächlich gewagt dieses Mal nichts selbstgebackenes für den Elternabend vorzubereiten! Das erste Mal seit Bea dort zur Schule geht (und sie ist mittlerweile in der 8. Klasse, eigentlich unglaublich das die Einschulung es schon so lange her ist).

Schlimmer war der Abend für Zoe, denn sie hatte gestern ihre erste Stunde in der Musikschule. Basisunterricht, kein spezielles Instrument (das wäre mit 4 wirklich übertrieben, oder nicht?), aber sie war recht müde als sie dann endlich zu Hause war. Und dann ist Mama nicht da! Normalerweise ist das gar nicht unbedingt ein Problem, ich habe sie auch schon ins Bett gebracht, aber gestern sollte es unbedingt Mama sein.

"Ich möchte auf Mama warten", aber weder normal gesprochen und beim Weinen die Worte rausgequetscht - es ging nicht, denn Elternabende in der Schule können locker mal bis 22:00 Uhr oder länger gehen und heute früh war Kindergarten, also konnte Papa leider keine Gnade walten lassen. Es begann das lustige Spiel "Wie bleibe ich jetzt doch so lange wach bis Mama da ist?" und Zoe ist gut darin!

Erst wollte sie sich nicht hinlegen, im Bett sitzen bleiben geht schließlich auch, aber mit dem Kopf am Fußende schlafen war dann doch verlockend genug um sich dennoch hinlegen zu lassen (oder dachte sie in dieser Richtung kann ein Zoe gar nicht einschlafen? Keine Ahnung.)

Vor dem Einschlafen wird immer eine Seite Felix gelesen, für alle nicht-Eltern: Das ist der abtrünnige Kuscheltierhase der seiner Sophie (ich glaube so hieß sie) Briefe schickt anstatt für sie da zu sein. Jeden Abend genau eine Seite - Zoe's Vorgabe, nicht unsere und wehe Mama oder Papa schauen nur mal was auf der nächsten Seite so kommen wird! Felix ist wichtig, also hat Zoe ungeschaltet: Quengeln zu einem leisen Schlutzen runterfahren und im Buch die nächste zu lesende Seite raussuchen, dann hinlegen und zuhören, zwischendurch mal kurz Bilder auf der Seite anschauen aber natürlich nicht vergessen nach Felix die Quengelintensität wieder höher zu drehen.

Dann der Super-GAU: Baba und Katze fehlten! Genauer gesagt waren ausreichend Baba's und Katzen im Bett verteilt, aber Sauber-Baba und Sauber-Katze (die so heißen weil sie die absoluten Lieblingstiere sind und Zoe sie einmal in der Waschmaschine "erwischt" hatte) waren nicht da. In weiser Voraussicht hatte ich schon vorher Küche, Büro, Wohnzimmer und Flug durchsucht, sie aber nicht gefunden und beinahe hätte sie es nicht bemerkt.

Eigentlich sind beide gar nicht mehr so wichtig, sie haben auch schon unfreiwillig im Kindergarten übernachtet und Zoe war mit anderen aus ihrer Sammlung zufrieden, aber heute natürlich nicht. Gefunden habe ich sie schließlich vergraben im elterlichen Bett, klar, wo sind Kuscheltiere auch sonst zu finden?

Nächster Versuch: "Ich will eine Milch" - so rausgeschluchzt als wäre es ihr letzter Wunsch, aber seit ihrem Geburtstag ist sie Abends "trocken" und hat dem Einschlaf-Milchflaschen (endlich) abgeschworen, also war dieser Wunsch auch nicht erfüllbar. Das hat sie sogar eingesehen, denn seinen Zweck hatte es erfüllt: Wieder ein paar Minuten gewonnen.

Mit viel gutem Zureden, Knuddeln und Kuscheln habe ich sie dann alleine gelassen und es sah auch fast nach baldigem Einschlafen aus, zumindest bis sie eine Viertelstunde später runter und zu mir kam: "Ich brauche ein Taschentuch" - die Stimme war schon wesentlich ruhiger und diesen Wunsch konnte ihr ihr natürlich problemlos erfüllen. Sie nahm das Taschentuch, putzte sich die vom weinen verstopfte Nase, legte es auf meinen Schreibtisch und verzog sich kommentarlos, ohne Aufforderung oder Widerstand zurück ins Bett. War das wirklich mein Kind?

10 Minuten später das gleiche Spielchen: Plötzlich stand ein Zoe neben mir, diesmal griff sie allerdings ohne zu Fragen selbst zu den Taschentüchern (sei ihr verziehen) und kletterte auf meinen Schoß.

"Soll ich Dich wieder ins Bett bringen?" - Kopfschütteln.

"Willst Du alleine ins Bett gehen?" - Kopfschütteln.

"Entweder bringe ich Dich ins Bett oder Du gehst alleine" - Kopfschütteln - "denn morgen früh ist Kindergarten".

Wir haben dann noch einen Moment lang diskutiert bis ich sie schließlich ins Bett tragen durfte. Hinlegen, Zudecken, eine Benjamin-Blümchen-Geschichte anmachen - früher hatten wir noch Kassetten, das Kind von heute hört natürlich MP3 und sucht sich die Geschichte selbst aus. Damit war die Gegenwehr erloschen und von Zoe bis zum nächsten Morgen nichts mehr zu hören.

Leise schleiche ich die Treppe runter - da geht die Haustür auf und Mama steht in selbiger. Tja, Zoe, Pech gehabt, fünf Minuten länger gekämpft - und Du hättest Dein  Ziel erreicht :-)

 

18 Kommentare. Schreib was dazu

  1. danke...danke für diese zuckersüße episode :)
    und du hast das echt klasse gemeistert- die mama war hoffentlich
    stolz auf dich!

  2. Herrliche Story.. arme kleine Zoe.. hat sie doch so tapfer gekämpft und doch verloren :D.


    Selber schuld.. jetzt haste einen Stalker mehr *grins*


    Drückerchen
    Kat

  3. Hey, auch Eltern dürfen mal Glück haben... Ähnliche Tragödien werden bei uns auch hin und wieder gegeben. Meistens fällt der Vorhang aber nach dem Gutenachtritual, weil das Theaterensemble einfach viel zu müde ist, und weil die Aufführungen eigentlich niemandem so richtig Spaß machen.

  4. meoriesz2012

    ich finde deine Post immer wieder Fantastisch, ich glaube du bist so ziemlich der einzige den ich wirklich regelmäßig verfolge! :)))


    Gruß

  5. Sebastian

    Danke!

  6. Eine niedliche Geschichte von einem kleinen Mädchen mit einem wirklich schönen Namen. Sag, sind wir nicht alle einmal so gewesen? Ich schon! Aber natürlich sollte man das den kleinen Mädchen und Jungen nicht auf die Nase binden, denn dann hätten sie einen ja noch mehr im Griff. Lieben Dank für solch schöne Worte. Konnte mir die (fast) Szene bildlich vorstellen.


    ♥-liche Grüße Lill (Hus Finch)

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