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Wo hin mit dem Kind?

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Die Geburtenrate in Deutschland geht seit Jahrzehnten immer weiter nach unten und alle vier Jahre verkauft eine scheidende Bundesregierung höheres Kindergeld gegen Kreuzchen - ohne damit etwas zu erreichen. Jetzt haben wir einen gesetzlichen Anspruch auf einen Krippenplatz... ja und?

Fliegen + Saugen = glückliches KindHannover rühmte sich gerade vor ein paar Tagen in der Presse, am Stichtag nur noch einige hundert Krippenplätze hinter der Zielvorgabe zu sein. Herzlichen Glückwunsch zum Versagen!

Damit meine ich aber nicht nur die paar hundert fehlenden Plätze, sondern den verklärten, rosaroten Blick der Politik auf die Kinderbetreuung. Kindergartenplätze, die trotz aller Zuschüsse mehr kosten, als ein durchschnittliches Netto-Halbtagsgehalt sind eine Sache. Wir - und damit meine ich Deutschland insgesamt - wollen mehr Kinder, wir brauchen mehr Kinder, aber trotzdem schaffen wir es nicht einmal annähernd, die Benachteiligung von Familien auch nur teilweise zu kompensieren. Das schaffen nur die Kinder selbst - eine begeisterte Zoe, die mit leuchtenden Augen von ihrem Kiga-Tag berichtet und Papa um den Hals fällt ist einfach unbezahlbar.

Die Kiga-Gebühren sind aber nur der erste Teil des Problems, das nächste sind die Zeiten. Zoe's Kiga ist von 7:30 bis 15:00 geöffnet und ich verstehe es durchaus, wenn die Betreuer gar nicht begeistert sind, wenn einige Kinder regelmäßig erst zehn oder fünfzehn Minuten nach drei abgeholt werden, denn es ist ihr Feierabend, der sich verschiebt. Andere Kindergärten sind nur von Morgens bis Mittags geöffnet. Damit hat das Kind einen Kiga-Platz, aber das tägliche Betreuungsproblem ist damit längst nicht gelöst.

Probleme bekommen wir auch immer, wenn der Kiga aus irgend einem Grund geschlossen ist. Das kann eine Krankheitswelle sein, die Reihenweise Erzieher lahmlegt oder eine der "geplanten" Auszeiten, wegen Betriebsausflug, Desinfektion, Fortbildung, Brückentag, etc. Es ist ganz und gar nicht so, dass ich es den mutigen Helden nicht gönne, die sich jeden Tag todesmutig in den Horden von Kleinkindern stürzen - letztendlich sind sie auch nur normale Arbeitnehmer wie wir alle (wenn auch welche mit unverwüstlichem Nervenkostüm und unzerstörbaren Trommelfeldern), aber die Träger (und auch der Gesetzgeber) haben anscheinend nicht die leiseste Ahnung, was jeder einzelne "Kindergarten geschlossen"-Tag für die Eltern bedeutet, denn kein anderer Arbeitgeber macht einfach mal so den Laden zu, nur weil der Kindergarten die versprochene Betreuungsleistung nicht erbringt.

Bei Bea war die Sache noch komplizierter, denn Zoe kann sich auch mal zwei, drei Stunden selbst beschäftigen oder sitzt neben mir im Büro und malt, aber bei Bea ging das nicht. Sie braucht einfach viel mehr Betreuung und Pflege. In dieser Hinsicht hat uns ihr Umzug von vielen Sorgen befreit. (Viel) mehr zu Bea und diesem Thema findet sich hier.

Liebe Politik, wir brauchen kein um fünf oder zehn Euro höheres Kindergeld, keine Herdprämie oder ähnliche Wahlversprechen, sondern verlässliche Betreuungsplätze, die Eltern nicht drei Tausender im Jahr kosten. Die Wahl "Kind oder Karriere" wird sich nie ganz abschaffen lassen, aber der Unterschied lässt sich zumindest etwas reduzieren. Vor allem Familien, die sich um die Zukunft Deutschlands sorgen und die Geburtenrate wenigstens ein bisschen retten, hätten damit überhaupt die Chance, beides zu vereinbaren.

 

4 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Hallo Sebastian,
    mein Sohn hat einen Ganztagsplatz im KiGa, dennoch bin ich gezwungen an jedem meiner Arbeitstage eine zusätzliche Betreuung für ihn zu organisieren. Genau wie du beschrieben hast, komme ich häufig ins Schwimmen gerade auch bei Fortbildungsveranstaltungen seitens der Einrichtung. Dein Artikel hat mir sehr gut gefallen, da er auch meine Meinung widerspiegelt. Vielen Dank!
    Herzlichen Gruß
    Sabrina

  2. Ja, das ist alles so eine Sache ... einerseits kann man verstehn, dass die Erzieher nicht grad glücklich dreinschaun, wenn die Kinder verspätet abgeholt werden ... andererseits frag ich mich, warum gibts noch Schliessungszeiten von 15 Uhr ???? Das ist doch total abstrakt, was die Betreuungszeit angeht oder ? Meine Maus geht in eine Einrichtung mit Öffnungszeiten von 7:30 - 16:30 Uhr ... und das find ich schon für berufstätige ganz schön knapp, wenn mancheiner um 8 Uhr schon anfangen müsste zu Arbeiten. Das macht es ja dann auch nicht einfacher, wenn man sich einen Job sucht, der zu den Betreuungszeiten passt ... ist schon ein ewiger Teufelskreis ... aus dem wir so schnell allesamt wohl nicht rauskommen.


    LG Bibi


    P.S. Hut ab, wie ihr eure Situation und eure Erlebnisse verarbeitet und meistert.

  3. Mit den Schließzeiten der Kita stehe ich auf Kriegsfuß! In meinen Augen ist eine Kita ein Dienstleister und da erwarte ich auch die Erbringung der Leistung. Als Elternvertreter konnten wir hier vor Ort wenigstens eine Notbetreuung einrichten und auch mit den Eltern der Kindergartenfreunde sprechen wir uns oft ab. Dann wechseln wir, das eine mal geht mein Kind dann mit zum/r Freund/in und beim nächsten mal kommt der/die Freund/in dann mit zu uns.


    Unsere Kita hat traumhafte Öffnungszeiten von 6:00 Uhr bis 17:30 Uhr, was hier aber auch ganz viele brauchen, weil die Arbeitswege sehr weit sind.


    LG Romy

  4. David

    Lieber Sebastian,
    ich kann deine Aufregung voll und ganz verstehen. Vielleicht helfen ein paar tröstende Worte von mir. Wir sind noch schlimmer dran. Unser Kleiner sollte eigentlich im August oder September einen Kitaplatz bekommen. In der letzten Woche erhielten wir einen Brief, dass der Platz leider fälschlicherweise an uns vergeben wurde. Aufgrund der Antragsflut ist die zuständige Stelle im Bürgeramt in den nächsten 2 Wochen geschlossen. Uns ist zum Heulen zu Mute.
    Du hast das Stichwort gegeben "verlässliche Betreuungsplätze". Ich habe noch Hoffnung.
    Lg David

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