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Wake me up when it's all over

Die Gründe, die mich vom bloggen abhalten, sind vielfältig, selten aber so hartnäckig wie das Fotoverbot. Ich möchte nicht darüber bloggen, ich möchte mich damit nicht auseinandersetzen müssen - aber es liegt nicht mehr in meiner Hand. Deswegen gibt es jetzt doch nochmal ein Update über das, was mich die letzten Tage von ziemlich vielem abgehalten hat.

fb_haz_12.4.2014.jpgEin kurzer Rückblick: Vor anderthalb Wochen hatte Zoe's Kiga-Gruppe eine wunderbare Aufführung, für die sie lange geübt hatten. Vorher wurde festgelegt, dass eine Person Fotos macht und eine andere die Vorführung auf Video aufzeichnet. Danach sollten alle Eltern die Aufnahmen bekommen. Direkt vor Beginn der Aufführung wurde uns von der Kiga-Leiterin verkündet, dass die Stadt Burgwedel (als Träger) die Weitergabe jeglicher Aufnahmen per sofort verboten hatte.

Danach entbrannte ein Sturm der Entrüstung auf Facebook und rein zufällig war diese Woche auch eine Bürgersprechstunde vom Bürgermeister angesetzt. Dort hat er nochmals bestätigt, was auch der Kiga-Leiterin gesagt wurde: Die Aufnahmen bleiben unter Verschluss, auch eine (nochmalige) Zustimmung aller Eltern zur Weitergabe an die Eltern würde nichts daran ändern.

Der Zeitung gegenüber hörte sich das alles etwas anders an - dort wurde auf einmal eine möglich Einverständniserklärung ins Spiel gebracht und immer wieder wurden die Eltern als Dauerknipser dargestellt, die kleine Mädchen in leichter Bekleidung vor die Linse bekommen wollen. Eine Umfrage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) bestätigte die Antworten, die ich bereits auf Facebook erhalten hatte: Burgwedel steht mit seinem Generalverbot alleine da - selbst eine Expertin für sexuellen Mißbrauch junger Mädchen war klar dagegen. (Leider sind einige Links kostenpflichtige Zeitungsartikel oder FB-Gruppenintern.)

Auf Facebook beteiligten sich viele Eltern an verschiedenen Diskussionen und ich habe keinen einzigen Kommentar gefunden, der für das Generalverbot der Stadt ist! Trotzdem bleibt die Stadt bei ihrer Fehldarstellung und wiederholt diese gebetsmühlenartig wann immer ein Reporter in Sichtweite ist. Natürlich gibt es auch unter den FB-Eltern differenzierte Sichtweisen zu diese Thematik, aber mit allen dortigen Vorschlägen könnte ich mich anfreunden.

Mir wäre am liebsten:fence-67322_640.jpg

  • Bei Veranstaltunge, Festen, Aufführungen, etc. machen der Kiga oder einzelne beauftragte Eltern Fotos und ggf. Videos.
  • Alle Eltern müssen ihr Einverständnis geben, gerne auch für jede neue Veranstaltung erneut.
  • Die Videoaufnahmen und Fotos auf denen das eigene Kind zu sehen ist, werden den Eltern zugänglich gemacht, auch wenn dort andere Kinder zu sehen sind - sofern deren Eltern die Einverständniserklärung abgegeben haben.
  • Den Eltern wird verboten, die Aufnahmen im Internet zu veröffentlichen (oder sie unterschreiben eine entsprechende Verpflichtung), natürlich haben sie auch bei Weitergabe der Fotos im Familienkreis dafür zu sorgen, dass diese Einschränkung bekannt ist und eingehalten wird.

Damit wäre die Stadt - so auch die Bestätigung des Bürgermeisters und seines Anwalts bei der Bürgersprechstunde - aus allen Haftungsfragen entlassen.

Die HAZ hat auch eine Leserumfrage veranstaltet und trotz - wie ich finde - sehr beeinflussender Antworten ein eindeutiges Ergebnis bekommen.

haz.de_leserumfrage_12.4.2014.jpgMißglückte Pressearbeit

Am schlimmsten finde ich bei der ganzen Angelegenheit die Pressearbeit der Stadt, in der immer wieder ganz andere Aussagen getroffen werden, als den Betroffenen gegenüber. Heute steht in der Zeitung, dass alle Eltern einen Brief mit einer vorformulierten Einverständniserklärung erhalten hätten. Diese beinhaltet - lt. der Zeitung - eine Option, dass die Presse Fotos mehrerer Kinder veröffentlichen darf, die Eltern diese jedoch nicht bekommen. Gestern haben meine Frau und ich mit verschiedenen Eltern gesprochen (und dabei erneut viel Unverständnis über das Verhalten der Stadt zu hören bekommen), aber niemand hatte dieses Schreiben bekommen - obwohl es im o.g. Artikel heißt:

Etwa 700 Eltern haben in den vergangenen Tagen Post von der Stadt Burgwedel erhalten. Es sind die Eltern, deren Kinder in den städtischen Einrichtungen betreut werden.

Ich sehe nur eine mögliche Erklärung: Zoe's Kita ist spontan keine städtische Einrichtung mehr.

Wanna be Avicii

Ich möchte schlafen. Einschlafen und erst geweckt werden, wenn alles vorüber ist. Please wake me up when it's all over. Ich möchte mich nicht jeden Tag über neue Behauptungen aufregen. Ich möchte mich gar nicht mit Familienamt und Stadt anlegen. Ich möchte nicht als Gallionsfigur in einem Schildbürgerstreich der Verwaltung dienen. Ich möchte auch wieder bloggen können - mein Blog-Post über kopierte Perl-Variablen spukt seit Tagen in meinem Kopf, aber findet nicht genug Zeit, um herauszukommen. Mit Bea hatten wir auch lange Zeit Diskussionen mit den Behörden, bis sie sogar mein Kind geklont haben, aber damals lief alles auf einer vernünftigen, sachlichen Basis ab.

fb_burgwedler_nachrichten_12.4.2014.jpg
Gibt es eine Lösung?

Ich sehe jetzt drei Möglichkeiten: Aufgeben und gar nichts mehr tun, mit allen Mitteln (z.B. Gerichte und Presse) kämpfen oder zu einer friedlichen Einigung zu kommen, mit der alle leben können. Nichts wäre mir lieber als die letzte Variante. Gestern habe ich dem Bürgermeister ein Gesprächsangebot von mir und einigen anderen Eltern überbringen lassen, aber leider sieht er keinen Bedarf dafür.

Dennoch bleibt das Angebot bestehen: Einige Eltern würden sich gerne mit der 1. Stadträtin (zuständig u.a. für das Familienamt) und dem Bürgermeister zusammensetzen, um eine Lösung zu finden. Mehr als das wollen wir nicht: Eine Lösung, die den Schutzrechten der Kinder und Erzieher, der Haftungspanik der Stadt und dem Interesse von Kindern und Eltern an Aufnahmen aus der Kindergartenzeit gerecht wird. Diese Lösung kann aber nicht sein, dass die Presse mehr Aufnahmen veröffentlichen darf, als den Eltern zugestanden werden - wie es lt. Zeitung im Brief der Stadt steht.

Nach dem heutigen Zeitungsbericht (s.o.) möchte ich das mehr denn je, um endlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen zu können, bevor sie weiter eskaliert.

 

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