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Fordern, Fördern, Überfordern

Zoe's Mama musste heute lange arbeiten und bei uns begann die Diskussion: Ich wollte sie vom Bahnhof abholen, Zoe wollte (heute ausnahmsweise mal) nicht, obwohl sie sonst selbst immer drauf drängt, ob wir Mama nicht abholen können. Wir hatten schon einmal den Versuch von "Zoe allein zu Hause" und der klappte eigentlich ganz gut, also blieb sie heute wieder alleine.

Zoe_Seepferdchen.jpgWie schon beim letzten Mal klingelte ich vorher noch kurz mein Handy an. Sie kann zwar schon alleine wählen und telefonieren, aber ich möchte ihr nicht zumuten, sich möglicherweise mehrfach zu vertippen, wenn sie aus irgendeinem Grund gerade aufgeregt ist. "2x grün drücken" (Wahlwiederholung) ist dagegen schön einfach und risikolos.

Ich kam sogar bis zum Bahnhof, bis das Telefon klingelte. Sie hatte ein wenig Angst und mit Papa zu reden half dagegen. Ich hätte ihr vorher wohl den Fernseher anmachen oder für andere Ablenkung sorgen sollen. Als wir wieder zu Hause waren, war (natürlich) alles in Ordnung - und Zoe stolz.

Zoe ist sehr selbstständig. Daran sind zum Teil wir schuld, zum Teil kommt es von ihr selbst. Wenn Sie etwas alleine kann (zum Beispiel ihren Hasi füttern oder telefonieren), dann darf sie das auch alleine. Wenn sie etwas alleine können oder lernen könnte, dann darf sie sich aussuchen, ob sie Hilfe, nur Anweisungen oder es erstmal ganz alleine ausprobieren möchte.

Bei ihren ersten Schwimmversuchen haben wir ihr vom Seepferdchen erzählt. Sie hat von sich selbst immer mehr eingefordert und war am Boden zerstört, dass ein wenige Monate jüngeres Mädchen aus dem Kiga ihr Seepferdchen früher hatte. Zum Schwimmkurs haben wir sie als "schauen wir mal was bei rauskommt" angemeldet, vollkommen ergebnisoffen - aber sie hat sich selbst so gepushed, dass sie letztendlich das einzige Kind aus dem Kurs war, dass den begehrten Aufnäher bekommen hat.

Wir ermunten sie, ihre Grenzen auszutesten, aber zwingen sie zu nichts, was sie nicht will (abgesehen von so gemeinen Dingen wie händewaschen oder anziehen). Daraus resultiert auch, dass sie einige Dinge bereits darf, die ihren Freundinnen im Kindergarten noch verboten sind, ganz einfach, weil wir uns auf sie verlassen können. Wer bei uns anruft hat gute Chancen, als erstes Zoe am Ohr zu haben (wenn ich nicht aufpasse passiert das gelegentlich sogar auf meiner Büro-Nummer).

Ich denke, dass wir sie nicht überfordern, weil sie meist selbst entscheiden darf, ob sie etwas machen möchte oder nicht. Aber wie viel Eigenverantwortung und Selbstständigkeit sollte man mit fünfeinhalb Jahren schon haben?

 

5 Kommentare. Schreib was dazu

  1. Ui... Ein Seepferdchen!
    Herzlichen Glückwunsch an die junge Seepferdchenbesitzerin. Wie schwer die Sache mit dem Schwimmen ist, erleben wir momentan jede Woche. Da gehört schon eine Menge Willenskraft und Mut dazu.

    • Sebastian

      Das Schwimmtier hat sie schon länger, gerade noch rechtzeitig vor Ende der Freibadsaison :)
      Der Kurs war allerdings auch ein Crashkurs: Montag bis Donnerstag täglich, insgesamt 10 Tage (zumindest so weit die Planung). Da dürfte sich die Begeisterung leichter halten, als einmal pro Woche.

  2. ich habe meine Jüngste ganz genauso erzogen! Mit jetzt 8 1/2 habe ich eine eigenständige, sehr verantwortungsbewusste junge Dame, die ohne Angst aber mit viel Sicherheitsbewusstsein unterwegs ist! Und der ich auch bei der Einschulung das erste Handy (prepaid mit 5 Euro guthaben und der Mahnung "Lass klingeln, ich ruf zurück) überreichte! Sie geht nicht mal eine Treppe tiefer zur Freundin ohne sich abzumelden, sie meldet sich bei jeder kleinsten Unsicherheit von unterwegs, bestand bei Ausflügen und Urlaubsfahrten mit Klasse oder Freizeitgruppe darauf, sich mit mir absprechen zu dürfen ... und geniesst ansonsten ein freies Leben. Und wenn sie dann mal wieder ganz "das kleine Mädchen" ist, das gerne lieber bei uns unten als alleine oben schlafen möchte, dann darf sie das auch! Ich denke, Kinder kennen ihre Grenzen sehr genau und die höchste Sicherheit geben wir ihnen, wenn sie wissen, wir nehmen sie ernst und sind immer für sie da!

    • Sebastian

      Dann hoffe ich mal, dass Zoe Deiner Kleinen nacheifert.

  3. Ich denke, so, wie und was Du hier bereits von ihr erzählt hast, macht ihr es ganz richtig mit ihr. :)

    Liebe Grüße, Tamaro

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