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Veggiepflicht für Wale?

Womit kann man ein Sommerloch besser stopfen, als mit einem anständige Walkampf. Richtig, mit einem Wahlkampf. Denn während ersterer ein sehr, sehr großes Loch mit viel Wasser, dafür aber keinen Sommer erfordert, benötigt man für letzteren nur ein paar Politiker, die gerne ihre befristeren Arbeitsverhältnisse verlängert haben würden. Manchmal machen sie sich dabei auch die natürliche Feindschaft zwischen Tieren und Pflanzen zu Nutze.

Coucous-Spargel-SalatZugegeben, ein Walkampf ist eher traurig, allerdings scheint es mir auch recht unwahrscheinlich, dass sich zwei Wale nur so zum Vergnügen bekämpfen und außerdem kann ich mir nicht recht vorstellen, wie sie mit Boxhandflossenschuhen und Maulschutz umeinander herumtänzelnschwimmen. Um mich nicht noch weiteren Walfantasien hingeben zu müssen, bleibe ich lieber beim Wahlkampf.

Dieses alle vier bis fünf Jahre auftrentende Spektakel ist nicht weniger grausam, als die Vorstellung zweier kämpfender Wale. Politiker aller Parteien betteln mit aller verfügbaren Peinlichkeit um kleine grüne Xe. Bei Fox Mulder war das wenigstens noch spannend. Tante Renate arbeitet nicht beim FBI, sondern bei einer der bettelnden Parteien und in dieser Eigenschaft sagte sie kürzlich: "Schaut her, Ihr Vegetarier, ich bin eine von Euch, also kreuzt mich gefälligst!". Nun, vielleicht nicht wörtlich, aber bestimmt meinte sie nichts anderes.

Tatsächlich versprochen hat sie, im Falle einer Regierungsbeteiligung auf keinen Fall einen fleischlosen Tag in deutschen Kantienen zur Pflicht zu machen. Im Gegensatz zu Walversprechen (denen man im Allgemeinen glauben kann, wenn man den Flossenschlag zur Besiegelung überlebt - zumindest hat mir noch kein Wal ein Versprechen gegeben und dann nicht eingehalten), bedeuten Walversprechen immer das genaue Gegenteil.

Auf der Wahlkampfprolemikskala liegt sie zwar noch weit hinter ihren Kollegen anderer Parteien, aber trotzdem wage ich einen Kommentar zu ihrer Ankündigung:

Ich werde niemals Vegetarier werden!

Was sich gerade so extrem fleischverliebt anhört, ist es eigentlich gar nicht. Ich esse (und koche) gerne Fleisch, aber nur, weil es mir schmeckt und nicht als Selbstzweck um zwangsweise Fleisch zu essen. Tatsächlich koche ich auch von Zeit zu Zeit fleischlose Gerichte, aber auch hier - weil sie schmecken, nicht, um Fleisch wegzulassen.

Tatsächlich hat eine vegetarische Mahlzeit derzeit immer einen negativen Beigeschmack - zumindest für die meisten der Fleischfresser unter uns - und genau so wird sie auch üblicherweise von Restaurants angeboten: Pasta mit Tomatensauce, gemischter Salat oder (mit viel Käse) überbackenes Gemüse. Vegetarisches Essen, um vegetarisch zu essen.

Tatsächlich gibt es auch in unserer Kultur beliebte Gerichte, die von vielen Leuten gerne gegessen werden, obwohl - nein - eben weil sie nicht den Stempel "vegetarisch" oder "vegan" haben. Kartoffelpuffer mit Apfelmus (oder Zimt und Zucker) sind ein perfektes Beispiel: Weit und breit kein Fleisch, höchstens mal ein Kartoffelkäfer oder Wurm im Apfel, aber eigentlich streng vegan. Aber psssst, bitte niemandem verraten, dann wird es nicht mehr gegessen.

Diverse Pastasaucen schmecken wirklich lecker - und kommen ohne Fleisch aus. Pizza muss längst nicht mehr mit Salami belegt sein und es gibt hunderte, wenn nicht tausende Gerichte für leckere Salate ohne Fleisch. Lecker sind diese Sachen solange, wie kein "vegetarisch" - Stempel drauf ist, dann werden sie langweilig und erzwungen. Risotto - üblicherweise gekocht mit viel altem Blut von lebenden Weintrauben - diverse leckere Suppen... es gibt viele Beispiele. Ich esse momentan gerne Nudeln mit Tomaten: Einfach frische Tomaten kleinschneiden, mit Salz und Pfeffer ein paar Minuten in Olivenöl braten/dünsten und dann mit den gekochten Nudeln mischen - ein schnelles, aber sehr leckeres Gericht.

Ich werde - sorry Tante Renate - bestimmt kein Vegetarier, aber das heißt nicht, dass ich nicht auf Fleisch verzichten kann. Wir brauchen keinen vegetarischen Tag in den Kantienen, sondern mehr Kreativität bei der Speisenplanung. Eine Veggiepflicht für einen Tag würde nur zu mehr Currywurst-und-Pommes - Verkäufen in der Umgebung führen, weil viele Kantienen daraus wöchentlich wechselnde, dick mit Käse überbackene Gemüselasagne (jede Woche eine andere Käsesorte) oder als Alternative Tofuschnitzel in fleischähnlicher Optik mit entfernt fleischähnlichem Geschmack machen würden. Kann man Nicht-Vegetarier schneller davon überzeugen, dass vegetarisches Essen einseitig und ekelig ist?

 

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